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Lesepatenprojekt der OGS Neunkirchen geht ins siebte Jahr

Neunkirchen – „Flockis Abenteuer“ heißt das Buch, das Wolfgang Stephani in der Bibliothek Neunkirchen ausgeliehen und mit dem er sich anschließend auf den Weg zur gegenüberliegenden Grundschule gemacht hat. Bücher wie dieses sind ein wichtiger Bestandteil seiner ehrenamtlichen Tätigkeit, denn Stephani ist ein „Lesepate“ in der OGS Neunkirchen, übrigens der einzige männliche – und der Dienstälteste noch dazu.

Einmal pro Woche, in der Zeit von viertel vor drei bis halb vier, lässt er sich von Schülern der Grundschule Neunkirchen vorlesen. Das dient sicher – aber nicht ausschließlich – seiner Unterhaltung, vielmehr ist es als Übung und Ergänzung des Schulunterrichts gedacht. Das gemeinsame Lesen soll das Textverständnis und den Lesefluss der Kinder verbessern. Und dass dies funktioniert, zeigen die großen Fortschritte, die die Schüler schon binnen weniger Wochen machen.

Die Schüler, das sind in Stefanis Fall Emran, Anton und Veronica. Sie sind drei von insgesamt 23 Kindern, die über den Zeitraum eines Schuljahres unterstützt werden. Während der 15-minütigen Nachhilfe erklärt der Neunkirchener den beiden Drittklässlern und der Zweitklässlerin nicht nur besondere Worte, deren Aussprache oder bestimmte Ausdrucksweisen, er gibt seinen Eleven auch Ratschläge, wie sie zuhause ihr Lesen verbessern können. So hat er Emran beispielsweise geraten laut zu lesen, um damit sein Textverständnis zu verbessern. „Oft lesen die Kinder einfach drauf los, verstehen aber gar nicht genau, was sie da gerade lesen“, so Stefani. Darum fragt der Leselehrer nach jedem Buchabschnitt den Inhalt des Gelesenen ab.

Darüber hinaus hat er allen Kindern ans Herz gelegt, sich regelmäßig Bücher aus der Gemeindebibliothek auszuleihen, die ihren Interessen entsprechen. „Themen, die die Kinder interessieren, lesen sie doch mit einer viel größeren Begeisterung, als Texte, die sie lesen müssen“, weiß der rüstige Neunkirchener Rentner. Anton z.B. macht regelmäßig Gebrauch von der Einrichtung und leiht dort Sachbücher für Kinder oder Abenteuerbücher, wie etwa die des Drachen Kokosnuss. „Und ich mag Bücher über Piraten“, berichtet Emran während des Leseunterrichtes.

Anton (rechts) liest aus „Flockis Abenteuer“, einem Buch des Kinder- und Jugendbuchautors Achim Bröger. Lesepate Wolfgang Stephani ist begeistert von den Fortschritten, die sein Schüler dank des regelmäßigen Lesens macht (Foto: Gemeinde Neunkirchen).
Anton (rechts) liest aus „Flockis Abenteuer“, einem Buch des Kinder- und Jugendbuchautors Achim Bröger. Lesepate Wolfgang Stephani ist begeistert von den Fortschritten, die sein Schüler dank des regelmäßigen Lesens macht (Foto: Gemeinde Neunkirchen).

Seit dem Beginn seiner Tätigkeit vor nunmehr sechs Jahren hat Wolfgang Stephani rund 15 Kinder betreuen dürfen. Der 82-Jährige sieht in dem Projekt das, was man Neudeutsch als Win-win-Situation bezeichnet: „Die Kinder profitieren von der Einzelarbeit, weil man ganz gezielt auf sie und ihre individuellen Schwächen eingehen kann. Für mich ist der Nachmittag eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Außerdem verliere ich den Kontakt zu den kommenden Generationen nicht“, zeigt sich Stefani begeistert. Er selbst liest privat übrigens Sachliteratur zu den Themenbereichen Politik und Garten.

Das Lesepatenprojekt wurde 2006 angestoßen: Die Zeit der Hausaufgabenbetreuung sollte zur Leseförderung genutzt werden. Da sich seinerzeit weder Eltern noch Großeltern fanden, um gemeinsam mit den Kindern zu üben, nahm die OGS Kontakt zur Seniorenbeauftragten der Gemeinde Neunkirchen, Bettina Großhaus-Lutz, auf. Dank ihrer guten Verbindungen zu den ortsansässigen Seniorengruppen konnten Innerhalb kurzer Zeit genügend Interessenten gewonnen werden.

Die insgesamt acht aktiven Lesepaten treffen sich regelmäßig mit der Grundschul- und OGS-Leitung, also Günter Bieler und Margarete Weidt, um sich über den Entwicklungsstand der Kinder auszutauschen. Nach einem Schuljahr wird entschieden, ob eine weitere Förderung nötig ist. Beide sind sich einig: „Das Lesepatenprojekt ist eine sehr gute und hilfreiche Einrichtung und eine wertvolle Ergänzung zur pädagogischen Arbeit.“

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