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Betriebliches Gesundheitsmanagement: Erfolgsfaktor auch für kleine Unternehmen

Märkischer Kreis (pmk) – Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement ist auch in kleinen Unternehmen umsetzbar. Das zeigt ein gemeinsames Pilotprojekt der Krankenkassen AOK Nordwest, Barmer-GEK und IKK classic mit Unterstützung des Märkischen Kreises und der Industrie- und Handelskammer.

Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiter stehen im Fokus des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Immer mehr Unternehmen erkennen die systematische gesundheitsfördernde Ausrichtung betrieblicher Prozesse als Erfolgsfaktor – auch im Wettbewerb um Fachkräfte. Den Anstoß, auch kleineren Unternehmen Wege aufzuzeigen, ein BGM auch in ihrem Betrieb zu etablieren, gab die Gesundheitskonferenz im Märkischen Kreis. Ein Jahr nach dem Start der gemeinsamen Initiative mit den Krankenkassen liegen erste Ergebnisse vor. Drei Unternehmensbeispiele sollen die unterschiedlichen Facetten des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, in Konzeption, Umsetzung und Weiterentwicklung aufzeigen. Dazu erscheint in lockerer Folge eine Artikelserie. Den Anfang macht die Firma Winkel Ruf-Leitsysteme GmbH aus Lüdenscheid.

„Ich geh‘ zum Back-Check“, verkündet ein junger Mann und zwängt sich freiwillig in eine neue Art von Foltergerät. An der Messstation, die die AOK für einen Gesundheitstag in der Firma Winkel zur Verfügung gestellt hat, können Mitarbeiter ihre “Rückenfitness” testen – natürlich freiwillig und anonym. Muskelabschwächungen und Dysbalancen, häufig bedingt durch Fehlhaltungen oder Haltungsschwächen, können langfristig zu Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich oder zu Bandscheibenvorfällen führen – eine typische Bürokrankheit. Jeder kann frühzeitig etwas dagegen tun – etwa durch gezieltes Muskeltraining und viel Bewegung. Noch besser ist es, wenn die eigenen Bemühungen durch eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsprozesse unterstützt wird.

Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Winkel GmbH Lüdenscheid (Foto: Erkens/Märkischer Kreis).
Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Winkel GmbH Lüdenscheid (Foto: Erkens/Märkischer Kreis).

Bei der Winkel GmbH ist der Back-Check nur eine Maßnahme bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des Gesamtkonzepts zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. In dem familiär geführten Unternehmen mit 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das Thema Gesundheit stets präsent. Seit über 30 Jahren plant, entwickelt, produziert und montiert das Winkel-Team in Lüdenscheid Ruf-Leitsysteme für Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie Krankenhäuser. „Nur ein gesunder Mitarbeiter ist auch ein guter Mitarbeiter“, ist für Geschäftsführer Rainer Barth und seine Frau Renate Barth, die als Prokuristin im Unternehmen tätig ist, nicht nur einfach ein Spruch. Angesichts einer längeren durchschnittlichen Lebenserwartung und einer längeren Lebensarbeitszeit, geht es ihnen auch darum, die Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Dafür wollen sie auch ihre Mitarbeiter sensibilisieren. Der Altersdurchschnitt im Betrieb liegt derzeit bei 40 Jahren. „Aber ich scheue mich nicht, Mitarbeiter über 50 einzustellen. Ich schätze die Erfahrung“, sagt der Unternehmer. Bei allen Aktionen für die Gesundheit der Mitarbeiter ist es den Inhabern wichtig, „nicht nach dem Gießkannenprinzip ‚Wohltätigkeiten‘ auszuschütten, sondern einen strukturierten nachhaltigen Prozess und eine langfristige Bewusstseinsänderung in Gang zu setzen“.

Da kam die Initiative der Krankenkassen und des Märkischen Kreises gerade recht. Im Rahmen des Pilotprojekts hat Merle Holzhauer, Koordinatorin für Betriebliche Gesundheitsförderung der AOK Nordwest, Geschäftsführung und Belegschaft ein Jahr lang bei der Konzeptentwicklung und der ersten Umsetzung von Projekten unterstützt. „Für die Akzeptanz des BGM ist die Einbeziehung der Mitarbeiter von Anfang an von elementarer Bedeutung“, weiß Holzhauer. Als erstes etablierte sie einen Arbeitskreis BGM für den Renate Barth Mitarbeiter aus allen Bereichen des Unternehmens gewinnen konnte. Als Multiplikatoren sorgen sie in der Belegschaft für die nötige Transparenz und Motivation. Mit Hilfe einer Mitarbeiterbefragung gelang es, Belastungen am Arbeitsplatz herauszukristallisieren und die Bedürfnisse der Mitarbeiter aus den Bereichen Entwicklung, Technik, Produktion, Vertrieb, Innen- und Außendienst abzufragen. Die Auswertung der Mitarbeiterbefragung, die übrigens eine sehr hohe Rücklaufquote hatte, diente dem Arbeitskreis dazu, ein Konzept und einen daraus resultierenden Maßnahmenplan zu entwickeln.

Merle Holzhauer von der AOK Nordwest führt den Back-Check durch (Foto: Erkens/Märkischer Kreis).
Merle Holzhauer von der AOK Nordwest führt den Back-Check durch (Foto: Erkens/Märkischer Kreis).

„Da die Belegschaft hoch motiviert ist und die Geschäftsführung hinter dem Konzept steht, konnten einige Projekte zügig umgesetzt werden“, freut sich die Beraterin der AOK. So wurden die Arbeitsplätze mit ergonomischen Bürostühlen und nach Bedarf auch mit höhenverstellbaren Bürotischen ausgestattet. Die AOK hat für die Winkel-Belegschaft Plätze aus ihrem Kursprogramm „bleib gesund“ zur Verfügung gestellt. Im Frühstücksraum steht immer ein Teller mit frischem Obst. Schrittzähler sollen die Mitarbeiter zu mehr Bewegung animieren. Vielleicht wird noch ein Wettbewerb daraus. „Wenn ich mit einem Kollegen im Haus etwas klären will, verzichte ich aufs Telefon und gehe lieber hin“, erzählt Renate Barth. Bei gleitender Arbeitszeit darf jeder zwischendurch auch mal auschecken und einen Spaziergang einlegen. Großes Ziel ist die Teilnahme des Winkel-Teams beim Lüdenscheider AOK-Firmenlauf unter dem Slogan „Wir sind Winkel“. Dafür soll im Frühjahr unter professioneller Anleitung ein Lauftreff starten. Die Organisation dieser Aktivitäten wird über den Arbeitskreis auf mehrere Schultern verteilt. „Es geht darum immer wieder gezielte Impulse zu setzen, damit die Themen Gesunde Ernährung und Bewegung im Gespräch bleiben“, macht Merle Holzhauer deutlich. Sie sieht das Team der Winkel GmbH auf einem guten Weg. „Jetzt muss das BGM über den Arbeitskreis in einen selbststeuernden Prozess einmünden“, sagt sie. Als Herausforderung sieht Rainer Barth die Einbindung der Mitarbeiter im Außendienst, die im Jahr um die 60.000 Kilometer fahren und häufig in Hotels oder Pensionen übernachten müssen. Auch hier soll der Arbeitskreis BGM künftig spezielle Maßnahmen entwickeln.

Für Geschäftsführer Rainer Barth ist die Gesundheit und Motivation seiner Mitarbeiter ein Erfolgsfaktor (Foto: Erkens).
Für Geschäftsführer Rainer Barth ist die Gesundheit und Motivation seiner Mitarbeiter ein Erfolgsfaktor (Foto: Erkens).

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