Arnsberg. Windenergie im Sauerland? Ja, aber mit Augenmaß geplant und nicht an jedem Standort. So lässt sich die gemeinsame Position des Sauerländer Heimatbundes, des Sauerland-Tourismus und des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) zu dem in der Region durchaus kontrovers diskutierten Thema zusammenfassen.
Die drei Partnerorganisationen hatten in einer Kooperationsvereinbarung festgehalten, gemeinschaftlich für das Sauerland und seine Bewohner, seine Geschichte und Kultur und in letzter Konsequenz für seine Identität Sorge zu tragen. Das gemeinsam erarbeitete Positionspapier zur Windkraft untermauert diese Linie.
Hintergrund ist der Erlass der Landesregierung für die Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen, der den Bau neuer Windkraftanlagen in Nordrhein-Westfalen grundsätzlich erleichtert. „Auch das Sauerland verschließt sich diesem Thema natürlich nicht. Denn unsere Gesellschaft sollte in schnellen Schritten von fossiler Energie und ebenso von der potenziell gefährlichen Atomkraft unabhängiger werden“, schickt Theo Melcher als Vorsitzender des Sauerland-Tourismus voraus. Er verweist aber auf die Position, die der touristische Regionalverband, der SGV und der Sauerländer Heimatbund in ihrer Stellungnahme untermauern: „Bei der Suche nach Alternativen und vor allem beim Ausbau von Windenergieanlagen müssen wir in unserer Region besondere Maßstäbe an die Planung und Genehmigung von Windrädern anlegen.“
Es sind das schwingende Profil des Sauerlandes, seine Eigenart und Schönheit und seine besondere, historisch gewachsene Kulturlandschaft, denen die Fürsorge der drei Partner gilt. „Neben all den positiven Seiten, die die Stromerzeugung aus Wind selbstverständlich aufweist, gibt es auch negative Aspekte, die vor allem in der Sauerländischen Mittelgebirgslandschaft verheerende Auswirkungen haben können – wenn sie denn bei der Planung neuer Anlagen nicht mitbedacht werden“, warnt Elmar Reuter als Vorsitzender des Sauerländer Heimatbundes. Abgesehen vom Schattenwurf und der Lärmemission sei zu bedenken, dass an sensiblen Stellen positionierte Windräder das typische Landschaftsbild oder auch Kulturgüter beeinträchtigen – und damit die touristischen Qualitäten des Sauerlandes empfindlich abwerten können. „Wir sollten uns im Klaren darüber sein, dass das Landschaftsbild ein Gut ist, das es zu schützen und bei sämtlichen Planungen zu beachten gilt“, betont auch Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus. Und der Vorsitzende Theo Melcher hebt hervor: „Unsere Landschaftsqualitäten lassen sich nicht verlegen und anderswo wieder herstellen, wohl aber lassen sich Standorte für Windräder weise wählen.“
Aloys Steppuhn, Präsident des SGV, führt an, auf welche charakteristischen Merkmale der Sauerländer Landschaft fürsorglich geachtet werden soll: „Es sind unter anderem die Fernblicke der Höhenlagen, die typischen Landschaftelemente auf den Kuppen – wie zum Beispiel Hochheiden – und die Sichtachsen zwischen regionaltypischen Landschafts- und Bauformen, die bei einer Abwägung pro oder contra Windrad ganz besonders gewichtet werden sollten. Es darf zu keinem Zeitpunkt vergessen werden, dass es die prominenten und gut sichtbaren Punkte sind, die das Sauerlandbild der Bevölkerung, aber auch sein Image außerhalb der Region prägen.“
In dem Positionspapier geben die Partner den Verantwortlichen folgende Überlegung mit auf den Weg: Die Analyse, welche Standorte für Windenergieanlagen geeignet sind, sollte sinnvollerweise landesweit erfolgen, dadurch lasse sich effektiv steuern, wie die Flächen genutzt werden. „So kann vielleicht auch erreicht werden, dass die technisch und wirtschaftlich größere Leistungsfähigkeit moderner Anlagen an optimalen Standorten konzentriert wird“, so die abschließende Überlegung in dem Dokument.
Quelle: SGV Marketing GmbH