Ausbildung Südwestfalen

Ausbildungsreport 2011 – Keine Besserung trotz Fachkräftemangel!

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Die Klagen über fehlende Auszubildende und Fachkräfte werden immer lauter, aber die Schwächen der Ausbildung werden in einigen Bereichen nicht beseitigt. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). „Die Auszubildenden von heute sind die qualifizierten Fachkräfte von morgen. Arbeitgeber haben es selbst in der Hand, Fachkräfte zu qualifizieren. Aber leider sind die Probleme von Auszubildenden in den letzten Jahren nicht geringer geworden“, erklärte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, zur Veröffentlichung des Ausbildungsreports 2011 am Mittwoch letzter Woche in Berlin.

In dem Ausbildungsreport wird die Qualität der Ausbildung anhand verschiedener Kriterien untersucht, wie zum Beispiel den Arbeitszeiten, der Vergütung und der fachliche Anleitung. „Der DGB-Ausbildungsreport ist ein jährlicher Gradmesser für die Qualität in der Ausbildung. Er zeigt, was gut läuft und wo es noch Schwierigkeiten gibt“, erklärte Ingrid Sehrbrock. Der Ausbildungsreport zeige auch, welche Branchen eine gute Ausbildung böten und wo es Nachholbedarf gäbe. „Damit bieten wir jungen Menschen Orientierung und können Missstände aufzeigen“, so Sehrbrock.

Kaum Veränderungen im Ausbildungsranking

Im Ranking der 25 häufigsten Ausbildungsberufe hat sich wenig verändert. Die besten Beurteilungen für die Qualität der eigenen Ausbildung gab es erneut von angehenden Bank- und Industriekaufleuten sowie Mechatronikern. Auf den letzten drei Rängen sind wie im Vorjahr die Ausbildungsgänge für Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk, Restaurant- und Hotelfachleute gelandet. Die rote Laterne bleibt damit beim Hotel- und Gaststättengewerbe.

„Das schlechte Abschneiden des Hotelgewerbes und der Gastronomie ist kein Zufall“, erklärte René Rudolf, Bundesjugendsekretär beim DGB. Schließlich müssten zwei Drittel der Auszubildenden in der Hotel- und Gastronomiebranche regelmäßig Überstunden machen, durchschnittlich 8 und 9 Stunden pro Woche. Gleichzeitig herrsche häufig ein rauer Umgangston, bei oft schlechter Betreuung durch die Ausbilder. „Bei diesen Auszubildenden herrscht das Gefühl vor, dass sie als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden“, so Rudolf.

Gerade die Arbeitgeber in der Hotel- und Gastronomiebranche hatten in den letzten Jahren vehement eine Aufweichung des Jugendarbeitsschutzgesetzes gefordert. Sie wollten eine Lockerung der Schutzregelungen für junge Menschen erreichen, damit diese bis spät in die Nacht arbeiten dürfen. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Jugendarbeitsschutzgesetzes hat dieser Forderung allerdings eine klare Absage erteilt. „Hoffentlich ist diese Diskussion damit endgültig vom Tisch und die zuständigen Behörden kümmern sich stärker um die Verstöße gegen das Gesetz“, forderte Rudolf. Denn laut Ausbildungsbericht hat fast jeder fünfte der unter 18-jährigen Auszubildenden (18 Prozent) regelmäßig länger als die gesetzlich erlaubten 40 Stunden in der Woche arbeiten müssen.

Ausbildungsübergreifend liegt der Anteil der Auszubildenden, die Überstunden leisten, mit 40,6 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres (40,2 Prozent). Fast jeder dritte Azubi (28,5 Prozent) muss nach eigenen Angaben ausbildungsfremde Tätigkeiten erledigen (Vorjahr: 30 Prozent). Ingrid Sehrbrock forderte die Kammern auf, auch mit „unangemeldeten Betriebsbesuchen auf die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zu achten und Beschwerden ernst zu nehmen.“

Schlechtere Bedingungen in weiblich dominierten Berufen

Nach wie vor gibt es auffällige geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausbildung. Noch immer entscheiden Frauen und Männer sich für unterschiedliche Ausbildungen, was zu deutlich männlich und weiblich dominierten Berufen führt. Zu den „Männerberufen“ gehören unter anderem Metallbauer, Anlagenmechaniker und Elektroniker, Frauen entscheiden sich öfter für eine Ausbildung zur Friseurin, Kauffrau für Bürokommunikation oder Medizinischen Fachangestellten. Frauen bekommen in den von ihnen bevorzugen Berufen weniger Geld und Urlaub, müssen öfter Überstunden leisten und erhalten gleichzeitig einen schlechteren Überstundenausgleich. Dies spiegelt auch der Ausbildungsreport wieder: die Azubis in den weiblich dominierten Berufen sind weniger zufrieden mit ihrer Ausbildung als die Azubis in den männlich dominierten Ausbildungsgängen.

Jeder zweite fühlt sich ungerecht behandelt

Ungerechte Behandlung im Betrieb ist aus Sicht der Auszubildenden kein seltenes Problem. Knapp die Hälfte (45,4 Prozent) der Befragten gab an, während ihrer Ausbildung „selten“, „manchmal“ oder „häufig“ ungerecht behandelt worden zu sein. Dabei geht es nicht unbedingt um persönliche Konflikte zwischen Auszubildenden und Vorgesetzten. Vielmehr zeigt der Ausbildungsreport, dass die Auszubildenden in Betrieben mit unzureichenden Rahmenbedingungen und rauem Arbeitsklima verstärkt den Eindruck haben, ungerecht behandelt zu werden.

Übernahme oft ungeklärt

Sehr problematisch für die Auszubildenden ist die oft ungeklärte Übernahmesituation. Zum Zeitpunkt der Befragung wussten zwei von drei der Befragten (65,9 Prozent) aus allen Lehrjahren noch nicht, ob sie am Ende der Ausbildung übernommen werden. Lediglich ein knappes Viertel (24,3 Prozent) der Befragten hatte bereits eine Zusage erhalten. Dazu René Rudolf: „Diese große Ungewissheit belastet die jungen Auszubildenden beim Eintritt ins Berufsleben“. Er forderte die Arbeitgeber auf, „selbst gegen den beklagten Fachkräftemangel aktiv zu werden, junge Auszubildende nach dem erfolgreichen Abschluss zu übernehmen und ihnen eine reelle Chance zu bieten, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“.

Der Ausbildungsreport des DGB erscheint jährlich. Für die repräsentative Befragung wurden in diesem Jahr 9.325 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 25 häufigsten Ausbildungsberufen befragt. Damit haben über 2000 Menschen mehr teilgenommen als im vergangenen Jahr.

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