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Übergangssystem Schule/Beruf wird „Übung für Fortgeschrittene“

Siegen/Olpe, 21. Januar 2013 – Die regionale Wirtschaft unterstützt nachdrücklich das anspruchsvolle Vorhaben der Landesregierung, Schülerinnen und Schüler in den letzten drei Schuljahren noch systematischer als bisher auf den Beruf vorzubereiten. Deutlich verhaltener schätzen die Unternehmen jedoch den Wert der neuen drei Tagespraktika in den 8. Klassen ein. In erster Linie sehen sie bei der Akquisition dieser Praktika die Schulen vor Ort und die Schüler selbst in der Pflicht. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse einer IHK-Blitzumfrage, an der sich 140 Personal- und Ausbildungsverantwortliche beteiligten. Die Umfrage wurde durchgeführt, nachdem Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vor wenigen Tagen die Eckpunkte des „Neuen Übergangssystems“ mit regionalen Akteuren in Siegen erörtert und dabei die Zielsetzungen des Landes im Detail erläutert hatte.

Dass die Jugendlichen aller Schulformen in einem einheitlichen, systematischen Prozess an die Berufswelt herangeführt werden sollen, halten 82 Prozent der Befragten für sinnvoll oder für sehr sinnvoll. Lediglich 13 Prozent der Unternehmen halten nichts oder nur wenig davon, diesen Prozess bereits in der 8. Klasse zu starten. Deutlich sinken die Zustimmungsquoten der Geschäftsführer, Personalverantwortlichen und Ausbilder allerdings, wenn nach den im NRW-Konzept vorgesehenen drei eintägigen Berufsfelderkundungen gefragt wird. Diese halten 46 Prozent der Unternehmen für sinnvoll oder sehr sinnvoll, aber eben auch 38 Prozent für wenig oder überhaupt nicht sinnvoll.

Über die Hälfte der Firmen gab an, keine Möglichkeiten für die Tagespraktika zu sehen, und dies aus völlig  unterschiedlichen Beweggründen heraus. Vor allem wurde hier in Zweifel gezogen, ob Aufwand und Ertrag bei Eintagesveranstaltungen tatsächlich in einem angemessenen Verhältnis stünden. Für IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt ist dies ein sicheres Indiz dafür, dass die Region bei der Umsetzung des neuen Übergangssystems vor großen Herausforderungen steht: „Wir benötigen allein in Siegen-Wittgenstein rund 9000 Plätze für Tagespraktika. Sollen diese Plätze überwiegend betrieblich bereitgestellt werden, stellt dies angesichts der offenkundigen Vorbehalte der Firmen eine Übung für Fortgeschrittene dar. Da wird eine Menge Überzeugungsarbeit zu leisten sein.”

Die IHK sei im Rahmen ihrer Möglichkeiten selbstverständlich bereit, über die ihr zur Verfügung stehenden Kanäle für das neue System zu werben, so Mockenhaupt weiter. Als prüfende Stelle verfüge sie im Feld der beruflichen Bildung über Know-how, das sie gerne in die neu entstehenden Strukturen einbringe. Die Kammer gehe zwar davon aus, dass die Bereitschaft der Firmen, bereits in der 8. Klasse Praktika anzubieten, in dem Maße steigen werde, in dem die Schulabgängerzahlen zurückgehen. Für die Verwirklichung der ehrgeizigen Ziele benötige man jedoch sicherlich einen langen Atem, vor allem aber ein konzertiertes Vorgehen in der Region, ergänzte IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener: „Das neue Übergangssystem fassen wir als mehrjährigen Prozess auf, bei dem eindeutig geregelt sein muss, welcher Akteur welche Aufgabe wahrnimmt.

Fehlt es an einer klaren Arbeitsteilung zwischen Schulen, Kreisen, Schulaufsicht, Kammern, Gewerkschaften und Agentur für Arbeit, besteht die Gefahr perfekt organisierter Verantwortungslosigkeit.” Gerade auf die Schulen kämen wichtige neue Aufgaben, aber eben auch viel zusätzliche Arbeit zu. Denn die IHK-Blitzumfrage machte ein weiteres deutlich: Die Firmen wünschen mehrheitlich, dass sich die Schulen vor Ort oder aber die Jugendlichen selbst um die Praktika bemühen. Für diese dezentrale Form der Praktika-Gewinnung sprachen sich 63 Prozent der Befragten aus, lediglich 37 Prozent bevorzugen eine zentrale Akquisition über eine „Kopfstelle”.

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