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Lokale Energiewende – Chance für die Region

Bürgerenergieverein Renergie Ruhr Hellweg spricht über grüne Projekte

Fröndenberg/Wickede (Ruhr)/Werl/Ense: Auf Einladung des Bürgerenergievereins Renergie Ruhr Hellweg e. V. hat im Hause der Stadtwerke Fröndenberg eine Informationsveranstaltung zum Thema Energiewende stattgefunden. Schwerpunkt der Referenten war es, konkrete Beispiele aus der Praxis aufzuzeigen. Mehr als 35 Teilnehmer waren auch aus den Nachbarkommunen zu der Veranstaltung gekommen.

Bernd Heitmann, Geschäftsführer der Stadtwerke, berichtete zum Einstieg über die Situation in Fröndenberg: 50 % des gesamten Strombedarfs von Fröndenberg wird inzwischen in regenerativen Erzeugungsanlagen der Stadtwerke aber auch von rund 500 Fotovoltaik-Anlagenbesitzern und privaten Eigentümern von Windkraftanlagen sowie über eine Offshore-Beteiligung der Stadtwerke erzeugt. Die zweite Hälfte des Fröndenberger Strombedarfs könnte theoretisch über eine GuD-Kraftwerksbeteiligung der Stadtwerke produziert werden. Weil die Börsenpreise allerdings günstiger sind, wird das Kraftwerk nur noch in Situationen angefahren, in denen sich die Stromproduktion auch positiv rechnet.

Ulrich Ahlke, Leiter des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit aus dem Kreis Steinfurt konnte von einer enorm positiven Entwicklung im gesamten Kreis Steinfurt berichten. Auch im Kreis Steinfurt erzeugt man bereits 50 % des Strombedarfs durch regenerative Erzeugungsanlagen innerhalb des Kreises, plant aber bereits bis 2018 rund 70 % des Stroms selbst zu erzeugen. Der Zubau soll insbesondere durch neue Windkraftanlagen erfolgen, für die ein Investitionsvolumen von 400 bis 500 Millionen Euro innerhalb der nächsten Jahre vorgesehen ist. Die hohe örtliche Akzeptanz für die Windkraftanlagen wird insbesondere dadurch erreicht, dass alle Betroffene im Umfeld von Anfang an mit ins Boot genommen werden und ein Interessensausgleich angestrebt wird. Ein Genossenschaftsmodell ermöglicht gleichzeitig die Anlagenbeteiligung vieler Bürger aus der Region.

Foto: Bürgerenergieverein Renergie Ruhr Hellweg e. V.
Foto: Bürgerenergieverein Renergie Ruhr Hellweg e. V.

Das Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit besteht im Kreis Steinfurt bereits seit den 90er Jahren. Fast 1,5 Mrd. Euro pro Jahr werden im Kreis Steinfurt für Energie (Strom, Wärme und Kraftstoffe/Mobilität) aufgewendet. Wesentliches Ziel des Amtes für Klimaschutz ist es, diese gigantische Geldsumme möglichst im Kreis zu belassen. Ein Argument das auch die Politiker des Kreises überzeugt. Nach Auffassung des Referenten Ahlke ist die Energiewende „elektrisch“: Auch im Bereich des Wärmebedarfs soll neben energetischer Sanierung der Restbedarf möglichst elektrisch erzeugt werden. Der Kraftstoffbedarf soll durch Elektromobilität und ‚Power to Gas‘ deutlich reduziert werden. Großes Ziel ist es, den Kreis Steinfurt bis zum Jahr 2050 energieautark aufzustellen und stellt sich unter das Motto: „Energieland 2050‘“.

Lars Ole Daub, Projektmanager der Südwestfalen Agentur GmbH in Olpe, stellte das Projekt „Dorf ist Energie(klug)“ vor. Er verweist auf regionalisierte Strukturpolitik des Landes NRW; Ziel sei es, Regionen als attraktiven Lebens- und Wirtschaftsraum wettbewerbsfähig zu machen und Zukunft zu gestalten. Interessante Projekte können auch Förderungen des Landes erhalten. Bei der Idee „energiekluger Dörfer“ gehe es nicht um Energieautarkie, sondern um erneuerbare Energienutzung und Energieeffizienz; es gehe auch darum, Dorfgemeinschaften für Gemeinschaftsprojekte zu sensibilisieren und um „Dörfer lernen von Dörfern“. Interessierte Dorfgemeinschaften können auch durch Experten gecoacht werden.

Foto: Bürgerenergieverein Renergie Ruhr Hellweg e. V.
Foto: Bürgerenergieverein Renergie Ruhr Hellweg e. V.

Hans-Josef Becker vom BWE (Bundesverband Windenergie) Regionalverband Südwestfalen lenkte den Focus auf das Thema Bürgerbeteiligung an Windenergieprojekten. Lokale Energiewende sieht er als Chance für Regionen an. Herr Becker verwies auf verschiedene Bürgerwindpark-Projekte, die als positive Beispiele dienen können. Grundgedanke dabei ist, alle Anwohner an einer Betreibergesellschaft zu beteiligen. Der Referent machte aber auch bewusst, dass sich teilweise massive Hemmnisse auftun und verwies als Beispiel auf genehmigte Windkraftanlagen in Werl-Hilbeck, die nach Errichtung wieder außer Betrieb genommen werden mussten.

Der Bürgerenergieverein Renergie Ruhr-Hellweg wollte mit dieser Veranstaltung die schon vorhandenen Ansätze zum lokalen Klimaschutz beleben und eine neue Initialzündung für die Region starten. Dies ist ein erster Beitrag und aktive Werbung für die Projektidee einer Bürgerenergieagentur, die der Verein im LEADER-Projekt „Börde trifft Ruhr“ eingebracht hat. Diese Bürgerenergieagentur soll die Zusammenarbeit von Kommunen, Stadtwerken und Bürgern fördern und Erneuerbare Energieprojekte in unserer Region auf den Weg bringen. Vor allem der Kreis Steinfurt, aber auch die Projekte in Südwestfalen haben gezeigt, wie man das anpacken kann. Es bedarf aber sicherlich noch einer Menge Überzeugungsarbeit, um die Vorteile für unsere Region deutlich zu machen, so der Verein.

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