Stadt und Ehrenamtliche werben für freiwilligen Einsatz
Lippstadt – Als Ruheständler nur zu Hause zu sitzen und keine sinnvolle Aufgabe mehr zu haben – nein, das wäre weder für Heinz-Dieter Bölhoff noch für Günter Wilzek infrage gekommen. Die beiden Lippstädter gehören zu jenen Ehrenamtlichen, die über das Büro für bürgerschaftliches Engagement eine Tätigkeit gefunden haben und die jetzt Teil einer „Werbeoffensive“ sind, mit denen das Büro für das Ehrenamt werben möchte. „Wir wollen auf das Ehrenamt aufmerksam machen und haben uns entschieden Gesichter aus dem Ehrenamt zu zeigen“, erzählt Rüdiger Menzel-Gerling von der Stadt Lippstadt. Er freut sich, dass sich neben Heinz-Dieter Bölhoff und Günter Wilzek auch zahlreiche andere Ehrenamtliche bereit erklärt haben für die Plakatserie zur Verfügung zu stehen.
„Ich arbeite ehrenamtlich, weil…“ wird auf den Plakaten stehen, die in Kürze an unterschiedlichen Stellen in der Stadt zu finden sein sollen. Auch darauf zu sehen: Fotos von Ehrenamtlichen, die ihre jeweilige Motivation für ihr freiwilliges Engagement beschreiben. Günter Wilzek ist auf seinem Foto an der Kasse eines Supermarktes zu sehen, denn seitdem er im Ruhestand ist, begleitet der 71-Jährige den mobilen Einkaufswagen. Einmal in der Woche ist er Helfer, Begleiter und Unterhalter, wenn ältere Menschen für ihren wöchentlichen Einkauf von zu Hause abgeholt werden und gemeinsam zum Einkaufen fahren. Dort sorgen Wilzek und die beiden weiteren Begleiter nicht nur für die mal mehr mal weniger notwendige Hilfe beim Einkauf, sondern auch für Abwechslung und Unterhaltung. „Beim Einkaufen fangen manche an zu erzählen, was man aus den Sachen, die sie kaufen alles machen kann und erinnern sich auch an Geschichten von früher“, berichtet Günter Wilzek. Die Unterhaltung wird im Anschluss ans Einkaufen noch bei Kaffee und Kuchen fortgesetzt und Günter Wilzek freut sich, wenn die Leute ins Plaudern kommen: „Manche erzählen viel, manche weniger“, sagt er. Darum sei es auch wichtig, dass man selbst mit den Leuten rede und Interesse an ihnen und ihren Geschichten habe. Seine Motivation für die ehrenamtliche Tätigkeit beim mobilen Einkaufswagen ist daher klar: „Ich arbeite ehrenamtlich, weil ich Freude am Umgang mit älteren Menschen habe und weil es einfach ein gutes Gefühl ist, etwas Gutes zu tun.“
Dabei kann Heinz-Dieter Bölhoff ihm nur zustimmen. Er wolle sich nützlich machen, sagt der 75-Jährige, der früher Vertriebsleiter bei einem großen Pharmaunternehmen war. Durch seinen Nachbarn sei er ins Ehrenamt gekommen, erzählt er. Dieser war als Fahrer bei der „Tafel“ aktiv. Ein Jahr war auch Heinz-Dieter Bölhoff zwei Mal pro Woche morgens ab sieben Uhr mit dem Buli unterwegs, um von Bäckern, Supermärkten und Discountern die Waren abzuholen, dann machte er sich auf die Suche nach einer anderen Tätigkeit. „Ich habe in dem Jahr sehr schönen Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen bekommen“, erzählt er.
Im Büro für bürgerschaftliches Engagement habe Rüdiger Menzel-Gerling dann per Fragebogen und durch persönliche Gespräche seine Interessen abgeklopft, um eine passende Tätigkeit zu finden: „Wir sind dann sehr schnell an der Marienschule hängengeblieben.“ Dort stand man vor der Herausforderung, zwei Bibliotheken zu einer zusammenzuführen. 70.000 Bücher, die erfasst und etikettiert werden mussten. Für Heinz-Dieter Bölhoff, der sich für Bücher begeistert und zudem die notwendigen Computerkenntnisse mitbrachte, die ideale Aufgabe. Zwei Mal pro Woche sind er und eine weitere Helferin vor Ort, um nach und nach den Bücherbestand zu erfassen. Die Zeiten können sich die beiden, die sich über weitere Hilfe beim Erfassen der tausenden Bücher freuen würden, individuell einteilen. Und auch danach gibt’s noch was zu tun, wie Bölhoff berichtet: „Die Idee hinter der Bibliothek ist, dass sie zu einem Treffpunkt für die Schüler werden soll, darum werden auch ehrenamtliche Helfer gesucht, die vormittags in der Bibliothek sind, um Bücher auszugeben.“
Gerne würde der 75-Jährige noch weitere Menschen motivieren, sieht er doch, wie gut das ehrenamtliche Engagement tut – auch im selbst. Sein nächstes „Projekt“ hat er schon im Auge. Er möchte nämlich sein Latein auffrischen – „daran habe ich schon immer Freude gehabt“ – und dann vielleicht in die Hausaufgabenbetreuung einsteigen.
Ob mobiler Einkaufswagen oder Bibliotheksarbeit, für die beiden Ehrenamtler Günter Wilzek und Heinz-Dieter Böhlhoff ist es wichtig, sich zu engagieren, sich nützlich zu machen und für andere da zu sein. Und beide sind der Überzeugung, dass sich für jeden etwas finden lässt. „Das Tolle ist, dass es so viele Möglichkeiten gibt“, sagt Günter Wilzek, der gleichzeitig mit einem Augenzwinkern zugibt, dass der Job seines Ehrenamtskollegen Heinz-Dieter Bölhoff nichts für ihn sei.
Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte oder sich über die Möglichkeiten informieren möchte, kann sich an das Büro für bürgerschaftliches Engagement bei der Stadt Lippstadt wenden. Ansprechpartner sind Rüdiger Menzel-Gerling (ruediger.menzel-gerling@stadt-lippstadt.de, Telefon 02941/980-682) oder Anita Polder (anita.polder@stadt-lippstadt.de, Telefon 02941/980-681).
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