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IHK Siegen: Krise vorerst abgesagt

Siegen/Olpe, 5. Februar 2013 – „Der befürchtete Abschwung bleibt offenbar aus. Die Wirtschaft im IHK-Bezirk Siegen hat wieder Fuß gefasst“, kommentiert IHK-Präsident Klaus Vetter die jüngste Umfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK), an der sich 550 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistung aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe beteiligt haben.

Das Jahr 2012 ist zwar wirtschaftlich für die regionalen Unternehmen nicht so glänzend zu Ende gegangen, wie es begann. So schwächelte zum Beispiel der Export der Industrieunternehmen, der bis zum November um fast 13 Prozent hinter dem Vorjahr zurückblieb. Auch in den übrigen Wirtschaftszweigen – mit Ausnahme des Einzelhandels – sind die Unternehmen mit ihrer wirtschaftlichen Situation im Januar nicht so zufrieden wie im Herbst, so Vetter. Deshalb verschlechterte sich auch der Saldo aus positiver und negativer Einschätzung der Lagebeurteilung aller Unternehmen gegenüber dem Herbst von plus 16 Prozentpunkten auf plus acht Ende Januar.

„Das Bild ändert sich aber beim Blick nach vorne: Alle Wirtschaftszweige erwarten im nächsten halben Jahr eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung“, betont Franz J. Mockenhaupt, IHK-Hauptgeschäftsführer. Seit dem Sommer hat die Zahl der Konjunkturoptimisten um vier Prozentpunkte zugenommen, die der Pessimisten hat sich um acht Prozentpunkte reduziert. Demzufolge steigt auch der Klimaindex, der Lagebeurteilungen und Erwartungen zusammenfasst, von 100 auf 103 Punkte.

„Insgesamt geht die regionale Wirtschaft selbstbewusst und mit einer Portion Zuversicht in das neue Jahr. Alles deutet darauf hin, dass sich die Konjunktur wieder aufwärts bewegt, wenn auch die exorbitanten Zuwachsraten der Jahre 2010 und 2011 nicht erwartet werden“, fasst Mockenhaupt zusammen.

Unbestritten hat die Schwächephase im letzten Quartal 2012 ihre Spuren hinterlassen. So ist zuletzt die Auslastung der Industrieunternehmen deutlich hinter den Angaben vom Herbst zurückgeblieben. Sie liegt jetzt wieder auf dem Niveau vom Januar 2011. Ein Drittel der Industriebetriebe meldet eine Auslastung von über 85 Prozent, über drei Viertel der Betriebe sind immer noch zu über 70 Prozent ausgelastet. Während zuletzt die Exporte schwächelten, lief das Inlandsgeschäft insgesamt deutlich besser: Es legte im Jahresverlauf gegenüber 2011 um 2,6 Prozent zu. Ihre Investitionsausgaben wollen die Unternehmen in den kommenden Monaten etwas nach unten anpassen.

Der zuversichtliche Blick in das neue Jahr gilt für alle Wirtschaftszweige. Zwar ist das Niveau vom Januar 2012 noch nicht wieder erreicht. Gegenüber dem Herbst ist jedoch eine deutliche Trendumkehr bei den Erwartungen festzustellen. Fast ein Fünftel aller befragten Unternehmen erwartet künftig bessere Geschäfte. Die Zahl der Pessimisten ist mit 21 Prozent nur unwesentlich höher. Im Herbst lag die „Pessimistenquote“ noch bei fast 30 Prozent. Die große Mehrzahl der Unternehmen von 60 Prozent setzt auf eine stabile Entwicklung. Fundament dafür ist eine wieder deutlich bessere Einschätzung des Exportgeschäftes. Trotz der nach wie vor nicht erledigten Risiken in Euroland mit den insbesondere im südeuropäischen Raum gebeutelten Volkswirtschaften, erwarten die Unternehmen aber von den internationalen Märkten in Asien und vor allen Dingen Nordamerika deutliche Impulse. Für das Inlandsgeschäft erwarten Industrie, Handel und Dienstleistung eine Fortsetzung der zufriedenstellenden Entwicklung.

Eine gewisse Beruhigung stellen die Unternehmen rund um die Diskussion der Schuldenkrise fest, ohne dass dort bereits Entwarnung gegeben wird. Die Krise ist nicht ausgestanden und die Risiken sind nach wie vor vorhanden. Die Schritte im Euro-Krisenmanagement haben allerdings zur Beruhigung der Kapitalmärkte beigetragen. Dies gibt Luft zur Umsetzung von Reformen, was dringend notwendig ist um die Schuldenkrise zu bewältigen. Besorgt sind die Betriebe insbesondere über Ausgang und finanzielle Konsequenzen der Energiewende. Ein weiteres Risiko sehen die Unternehmen in übertriebenen Lohnaufschlägen. 2012 sind die Realeinkommen gestiegen und die Beschäftigung liegt auf Rekordniveau. Diese Erfolge am Arbeitsmarkt dürften nicht durch unrealistische Tarif- und Gehaltsforderungen konterkariert werden.

Zu den Ergebnissen im Einzelnen: Über ein Viertel der Industriebetriebe schätzt die Lage „gut“ ein. Das ist spürbar weniger als im Herbst 2012. Fasst man aktuell aber die Urteile „gut“ und „befriedigend“ zusammen, so sind das über 80 Prozent der Unternehmen. Allerdings machen den Firmen die steigenden Kosten und zunehmender Preiswettbewerb zu schaffen. Die Inlandsaufträge fallen dürftiger aus als zuvor. Dafür werden die Exportimpulse wieder besser eingestuft. Insgesamt nimmt das Vertrauen in die weitere Entwicklung wieder zu: 22 Prozent erwarten bessere Geschäfte, nur etwas mehr schlechtere (23 Prozent). 56 Prozent setzen auf einen stabilen Verlauf. Im Herbst lag der Anteil der Pessimisten mit einem Drittel noch deutlich höher.

Im Baugewerbe halten sich die vorrangig saisonal dämpfenden Effekte im Rahmen: Immerhin ein Viertel der Bauunternehmen melden eine gute Lage (Herbst 2012: 39 Prozent), für über die Hälfte ist sie befriedigend. Nur 22 Prozent urteilen negativ. Der Umsatz der regionalen Bauwirtschaft stieg bis November 2012 um 10 Prozent. Den höchsten Anteil daran hatte der gewerbliche Bau. Angesichts der Winterwitterung sind die Erwartungen der Baubetriebe nicht überschwänglich, doch der Großteil von 84 Prozent setzt auf künftig stabile bis bessere Geschäfte. Nur 16 Prozent sind skeptisch.

Über ein Fünftel der Einzelhändler schätzt die Situation als gut ein, mehr als jeder Zweite befriedigend. Zwar melden 27 Prozent eine schlechte Lage, das sind aber deutlich weniger als im vergangenen Herbst (33 Prozent). Sowohl Weihnachts- als auch Wintergeschäft konnten im Endspurt noch zulegen. Trotz des stabilen Arbeitsmarktes in Verbindung mit steigendem Kaufkraftpotenzial bleibt das Kaufverhalten aber hinter den Erwartungen zurück. Auch Preiswettbewerbe bei steigenden Kosten drücken die Erträge. Auf große Sprünge setzt der Einzelhandel deswegen nicht: Nur 11 Prozent der Betriebe bauen auf Besserungen, 24 Prozent befürchten Einbußen. Immerhin knapp zwei Drittel sehen stabile Geschäfte.

Jeder dritte Großhändler beurteilt seine Lage als gut, nur 11 Prozent als schlecht. Positive Stimmen kommen besonders aus dem produktionsnahen Bereich und weniger aus dem konsumnahen. Hier ist auch der Blick nach vorne nicht so optimistisch. Trotzdem wächst unter dem Strich die Zuversicht im gesamten Großhandel: Mehr als ein Viertel der Betriebe erwarten künftig günstigere Geschäfte (Herbst 2012: 20 Prozent), knapp die Hälfte beständige. Allerdings sind 27 Prozent auch noch skeptisch eingestellt.

Im Dienstleistungsgewerbe stuft jeder Dritte die Lage als gut ein, nur 13 Prozent als schlecht. Positiv urteilen vor allem die unternehmensnahen und die sonstigen Dienstleister (Kredit- und Versicherungsgewerbe, Grundstückwesen etc.). Trotz gewisser Impulse aus der Industrie machen sich für einige Verkehrsdienstleister Preiswettbewerbe und steigende Kosten negativ bei den Erträgen bemerkbar. Die Branche hofft für die nahe Zukunft aber auf Besserung. Insgesamt steigt die Zuversicht bei allen Dienstleistern: Knapp ein Fünftel setzen auf bessere und über zwei Drittel auf stabile Geschäfte. Nur 14 Prozent sind pessimistisch.

Der regionale Arbeitsmarkt zeigt eine relativ robuste Entwicklung auf solidem Niveau. Im Januar 2013 stieg die Zahl der Arbeitslosen durch saisonale Effekte auf 12.470. Die Arbeitslosenquote ist mit 5,5 Prozent fast so niedrig wie im Vorjahr (5,4 Prozent). Damit ist sie geringer als im Boomjahr 2008 und in NRW die drittniedrigste aller Arbeitsagenturbezirke überhaupt. In der mittelständischen Industrie sind im vergangenen Jahr über 1000 Arbeitsplätze entstanden. Die Tendenz, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, hat zwar nachgelassen, drei Viertel aller Betriebe wollen ihre Mitarbeiterzahl aber halten. Großhändler und Dienstleister wollen sogar weiterhin mehr einstellen, als abbauen.

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