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IHK Siegen: Unternehmen sehen Preise und Versorgung bei Energie und Rohstoffen zunehmend als Geschäftsrisiken

Siegen, 24. Februar 2012 – Die größten Konjunkturrisiken sehen die Unternehmen im IHK-Bezirk Siegen bei der Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise. Darüber hinaus stellt sich für die Betriebe im Zuge der Energiewende zunehmend die Frage der Versorgungssicherheit. Das sind die Hauptergebnisse der jüngsten Umfragen der Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) und ihrer Dachorganisation Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

 

Insgesamt nennen 57 Prozent aller Unternehmen in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe die Energie- und Rohstoffpreise als Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. In der Industrie und im Baugewerbe sagen das sogar knapp zwei Drittel der regionalen Betriebe. Auf Bundesebene bejahen dies rund die Hälfte aller Befragten. Auch hier sehen vor allem die Industrie- (64 Prozent) und die Baubetriebe (57 Prozent) in den Preisen für Energie und Rohstoffen nach wie vor die größten Gefahrenstellen.

 

„Zunehmend wird bei den Betrieben die Sorge größer, dass die Politik für die Energiewende immer noch keinen überzeugenden Fahrplan hat“ kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Franz J. Mockenhaupt die Problemlage. Auf Bundesebene befürchten etwa 58 Prozent der Betriebe eine Zunahme von Spannungsschwankungen und Stromausfällen. Die Sorge hat ihren Grund: Seit dem Energiemoratorium haben sich die Eingriffe zur Stabilisierung des Stromnetzes mehr als verdoppelt. Dabei war der Winter bis auf Ausnahmen Anfang Februar noch relativ mild. Der eigentliche Lackmustest für die Versorgungssicherheit steht also noch aus. Auch die volle Verfügbarkeit von Rohstoffen ist längst nicht mehr garantiert. Binnen eines Jahres hat sich die Zahl der Betriebe, die Schwierigkeiten bei der Beschaffung sehen, auf Bundesebene von 26 auf 47 Prozent nahezu verdoppelt. Die Gründe: Die Rohstoffnachfrage steigt, zugleich wächst die Abhängigkeit von einzelnen Exportländern. Als Folge nimmt das unternehmerische Risiko auch hier zu.

 

„Der Industriestandort Deutschland im Allgemeinen und NRW im Besonderen droht an Attraktivität zu verlieren. Denn die wettbewerbsfähige Versorgung mit Energie und Rohstoffen ist für die Industriebetriebe überlebenswichtig“ betont Mockenhaupt. Auf Bundesebene hat bereits jede fünfte Firma aufgrund der unsicheren Versorgungslage Aktivitäten ins Ausland verlagert oder plant dieses. Obwohl die Unternehmen die Standortqualität insgesamt noch als gut bewerten. Offenbar werden entscheidende Wettbewerbsfaktoren – die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die Energieversorgung – in anderen Ländern inzwischen günstiger eingeschätzt. Das ist auch deshalb alarmierend, weil im Umkehrschluss Deutschland für ausländische Investitionen an Attraktivität zu verlieren droht. Im IHK-Bezirk geben bislang nur wenige Unternehmen als Grund für Auslandsinvestitionen „die Sicherung von Energie- und Rohstoffbezug“ an. Aber die Probleme werden auch hier genau verfolgt.

 

Die regionalen Industriebetriebe reagieren selbst vorrangig mit anderen Maßnahmen auf die steigenden Belastungen: Über ein Drittel nennt etwa die Erhöhung der Energie- und Rohstoffeffizienz und 38 Prozent forcieren allgemeine Kosteneinsparungen. Wenn es möglich ist, werden die zusätzlichen Kosten an den Kunden weitergegeben (49 Prozent). Diese Möglichkeit haben die Unternehmen wegen starker internationaler Konkurrenz mit hohen Preiswettbewerben aber nicht immer.

 

„Ein erfolgreicher Wirtschaftsstandort braucht verlässliche Rahmenbedingungen“ so Mockenhaupt weiter. Aus Sicht der IHK muss vor allem die Politik deswegen mit richtigen Maßnahmen gegensteuern:

 

  • Der Erfolg der Energiewende steht und fällt mit ihrer europäischen Einbindung. Der grenzüberschreitende Stromhandel funktioniert zum Beispiel noch unzureichend und muss ausgebaut werden.
  • Hauptengpass sind die Stromnetze. Damit ihr Ausbau nicht am Widerstand der Bürger vor Ort scheitert, muss die Politik die öffentliche Akzeptanz erhöhen und die Rahmenbedingungen für den Aufbau insgesamt verbessern.
  • Knapp die Hälfte des Strompreises besteht aus staatlichen Abgaben. Diese müssen sinken.
  • Bei Metallen und Industriemineralien ist Deutschland in hohem Umfang auf Importe angewiesen. Die Politik muss den freien Zugang zu Rohstoffen gewährleisten. Unfaires Ausnutzen von Marktmacht bei Lieferländern muss verhindert werden.
  • Ein gutes Beispiel erfolgreicher Rohstoffpolitik ist der Aufbau der Deutschen Rohstoffagentur als Anlaufstelle für den Mittelstand. Eine Rohstoffsteuer ist hingegen der falsche Weg.

 

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