Lippstadt: Big Data und seine Vielschichtigkeit – Dr. Harald Gapski überzeugte mit alltäglichen Beispielen
Lippstadt – Mit vielen anschaulichen Beispielen aus unterschiedlichen Lebensbereichen erklärte Dr. Harald Gapski vom Grimme-Institut seinem aufmerksamen Publikum die Welt rund um Big Data im Infineon-Forum im Rahmen von „Warstein 360°“, der Veranstaltungsreihe von VHS Lippstadt und Infineon Technologies Warstein.
Bevor es zu konkreten Veranschaulichungen kam, zitierte der Referent zunächst Stean Gross-Selbeck, CEO des Business-Netzwerkes XING mit „Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts.“ und Jens Prof. Jens Dittrich, der noch einen Schritt weiter geht, „Daten sind nicht das Öl, sondern das Uran des 21. Jahrhunderts.“ Überraschende Metaphern wie Autobahn für Datenbahn, Sicherheitsgurt für Firewall und Virenschutz oder Verkehrsregeln für technisch: IP und sozial: Netiquette rundeten die Einleitung ab. Ein konkretes Beispiel aus der Welt der Finanzmärkte zeigte die fatalen Folgen eines falschen Tweet „… the US president had been injured or killed in an explosion at the White House“, der an der amerikanischen Börse den „Hash Crash“ in 2013 auslöste. Im Bereich der künstlichen Intelligenz wurde das Computerprogramm „Watson“ von IBM vorgestellt, dessen Leistungsfähigkeit in der amerikanischen Quizsendung „Joepardy!“ zu menschlichen Gegnern erfolgreich eingesetzt wurde.
Im Kunstbereich entwickelte die Universität Tübingen Algorithmen die Fotos in Gemälde der unterschiedlichen Stilrichtungen wie z. B. Vincent van Gogh oder Edvard Munch umwandelt. Es lassen sich bereits heute Straftaten, z. B. Einbruchdiebstähle, durch musterbasierte Prognosen vorhersagen, die Firma IfmPt aus Oberhausen hat hierzu entsprechende Analyseprogramme entwickelt. Durch Auswertungen von Google-Suchanfragen zum Thema Grippe konnten im Gesundheitsbereich rechtzeitig genügend Grippeimpfstoffe für die amerikanische Bevölkerung bereitgestellt werden. Telematik-Tarife in der Kfz-Haftpflichtversicherung, welche den individuellen Tarif anhand des persönlichen Fahrstils gemessen an Geschwindigkeit, Fahrweise, Nachtfahrt, Stadtfahrt durch Sensoren im Auto bestimmt, werden seit einigen Jahren bereits angeboten. Unsere Suchanfragen helfen Firmen anhand von Algorithmen Vorhersagen über uns zu treffen und uns entsprechende Werbung zukommen zu lassen: „Wir schicken Ihnen Coupons für Dinge bevor Sie überhaupt wissen, dass sie diese benötigen“, sagt Andrew Pole Statistiker aus einer amerikanischen Marketingabteilung.
Ein weiteres Beispiel ist die Überprüfung unserer Kreditwürdigkeit über das Unternehmen Kreditech, welches das digitale Verhalten von möglichen Kreditnehmern auf Facebook, Amazon, Ebay und Twitter mit Hilfe von Algorithmen näher untersucht. Kreditech vergibt Kredite in Polen, Spanien, Tschechien und Mexiko, jedoch nicht in Deutschland. Bei Big Data sind letztlich vier Dimensionen charakteristisch: das Datenvolumen, die Vielfalt der Datentypen und -quellen, die Geschwindigkeit mit der die Datenmenge generiert und transferiert wird und schließlich die Wahrhaftigkeit bzw. Messgenauigkeit der Daten. Im Vergleich zu bisherigen Analysen werden Korrelationen abgefragt und nicht vordergründig Kausalitäten. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Analyse von „Big Data“ kommt es zum einen zu einem enormen Erkenntnisgewinn aber auf der anderen Seite auch zu einem Kontrollverlust.
Dr. Gapski hat in knapp 90 Minuten eine sehr gute Grundlage für das komplexe Thema bei seinen Zuhörern schaffen können und letztlich durch seine vielen konkreten Beispiele die Vielschichtigkeit und die Bedeutung für jeden einzelnen aufzeigen können.
Veröffentlicht von:
- Despina Tagkalidou veröffentlichte diesen Artikel auf Südwestfalen Nachrichten. Sie ist in der Lüdenscheider Redaktion unter 02351-9749710 und per Mail unter redaktion@suedwestfalen-nachrichten.de erreichbar.
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