Abfindung nach Jobverlust: Diese Faktoren entscheiden über die Höhe
Wirtschaftskrise in Südwestfalen
Die schlechten wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland haben gerade auch in den letzten Monaten auch in Südwestfalen zu einer stärkeren Verunsicherung geführt. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Unternehmen auf interne Umstrukturierungen, sinkende Nachfrage und steigende Kosten unter anderem mit Personalabbau reagieren. In einer solchen Situation stellen sich viele Arbeitnehmer auch die Frage, mit welcher Abfindung man rechnen kann. Darüber hinaus geht es auch um die Faktoren, die sich auf die Höhe einer möglichen Abfindungssumme auswirken können. Im weiteren Verlauf wollen wir uns ein wenig näher mit diesen Themen beschäftigen und wichtige Informationen zur Verfügung stellen.
Wann ist eine Abfindung realistisch und warum kann die Höhe variieren?
In Deutschland besteht grundsätzlich, anders als wahrscheinlich häufig angenommen, bei einer Kündigung kein grundsätzlicher Anspruch auf eine Abfindungszahlung. Trotzdem haben in der Praxis viele Leute Ansprüche oder zumindest realistische Chancen auf eine Auszahlung. Interessant sind in diesem Zusammenhang vor allem auch Informationen zu Betriebsbedingte Kündigung und Abfindung, denn speziell bei betriebsbedingten Gründen für eine Kündigung gibt es häufig durch Sozialpläne oder Verhandlungen Abfindungen.
Die tatsächliche Höhe einer Abfindung kann aber von verschiedenen Faktoren abhängen:
- Dauer der Betriebszugehörigkeit
- Alter der betroffenen Personen
- Art und Begründung einer Kündigung
- Wirtschaftliche Lage des Unternehmens
- Tarifverträgen und Sozialplänen
- Individuelle Verhandlungssituation
Betriebszugehörigkeit und Alter als Basis für viele Berechnungen
In der Praxis orientieren sich bei Abfindungen viele Betriebsräte und Arbeitgeber an einer verbreiteten Faustformel, die von 0,5 Monatsgehältern pro Beschäftigungsjahr ausgeht.
Diese bekannte Formel ist allerdings nicht verpflichtend, sondern stellt in vielen Fällen einen gängigen Richtwert dar. So kann die Höhe einer Abfindung gerade auch in einer Region wie Südwestfalen mit vielen mittelständischen Unternehmen je nach Betrieb stark variieren. So bieten familiengeführte nicht selten großzügigere Abfindungen, um soziale Härten bei Kündigungen zu vermeiden oder zumindest abzumildern. Andere Unternehmen kalkulieren dagegen in Zeiten von starkem wirtschaftlichen Druck deutlich niedriger.
Warum spielt das Alter bei einer Abfindung eine Rolle
Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben statistisch betrachtet ab Mitte 50 deutlich schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und eher Probleme, einen neuen Job zu finden. Diesen Umstand berücksichtigen viele Unternehmen nach Möglichkeit in ihren Sozialplänen und das kann wiederum zu höheren Abfindungen führen. Darüber hinaus spielen Lebensalter und Unterhaltspflichten auch im Kündigungsschutzgesetz eine wichtige Rolle.
Kündigungsgrund: Freiwilliger Abschied oder betriebliche Entscheidung?
Für die Höhe einer Abfindung spielt auch der Grund für die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses eine entscheidende Rolle.
Betriebsbedingte Kündigung
Bei einer betriebsbedingten Kündigung beispielsweise durch Standortschließungen in Logistik- oder Industriebereichen entstehen Abfindungen durch:
- Sozialpläne
- Gerichtliche Vergleiche
- Aufhebungsverträge
Hierbei gibt es in vielen Fällen eine gute Chance auf eine adäquate Abfindungssumme, auch weil Unternehmen in solchen Fällen möglichst rechtliche Risiken vermeiden wollen.
Eigenkündigung oder verhaltensbedingte Kündigung
Bei diesen beiden Arten der Kündigung kommen Abfindungen generell eher selten vor. Lediglich bei individuellen Vereinbarungen können Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer auf eine Abfindung hoffen, wenn sie dafür zum Beispiel gegenüber dem bisherigen Arbeitgeber auf einen Kündigungsschutzprozess verzichten.
Wirtschaftliche Situation des Unternehmens
Bei gutlaufenden Unternehmen ist die Wahrscheinlichkeit auf höhere Abfindungen höher. Solche Firmen wollen auch ihr positives Image als Arbeitgeber nicht verlieren und sind nicht zuletzt auch bei Abfindungszahlungen bei einer Trennung von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern großzügiger.
Bei Unternehmen in einer finanziellen Schieflage geht es häufig auch um eine massive Senkung von Kosten. Besonders schwierig wird es, wenn ein Betrieb kurz vor einer Insolvenz steht, weil dann eine Abfindung nicht automatisch in kompletter Höhe greift, weil sie zur Insolvenzmasse zählen kann.
Verhandlungsspielraum: Wie fair wird die Abfindung tatsächlich?
Häufig unterschätzt wird bei Abfindungen die individuelle Verhandlung. Hierbei gibt es häufig mehr Spielraum, als betroffene Personen zunächst vermuten. Entscheidend ist hierbei für die Verhandlungsposition auch, ob die ausgesprochene Kündigung rechtlich angreifbar ist. Außerdem kann bei solchen Verhandlungen auch eine wichtige Rolle spielen, ob der Arbeitgeber eine möglichst schnelle und geräuschlose Lösung haben will. Ebenfalls können möglicherweise vorhandene Tarifverträge oder Sozialpläne wichtig werden. Viele Unternehmen bieten höhere Abfindungen an, wenn ein Kündigungsschutzprozess droht. Entsprechend steigen die Chancen einer betroffenen Person auf eine höhere Abfindung, wenn man die Rechtmäßigkeit einer ausgesprochenen Kündigung in Frage stellt.
Regionale Besonderheiten in der Region Südwestfalen
In Südwestfalen gibt es traditionell viele mittelständische Strukturen und viel produzierendes Gewerbe. Dadurch stehen viele Betriebe in der Region unter einem hohen Kostendruck. Aber auf der anderen Seite gelten Unternehmen in Südwestfalen häufig als besonders arbeitnehmerfreundlich und Fachkräfte haben in diesen Betrieben einen hohen Stellenwert.
Das führt bei einer größeren Anzahl von drohenden betriebsbedingten Kündigungen häufig dazu, dass großzügigere Sozialpläne ausgehandelt werden. Bei den mittelständischen Unternehmen beispielsweise im Hochsauerland, Siegen-Wittgenstein oder im Kreis Olpe sind die Arbeitsmärkte angespannt und aus diesem Grund sind sich die Betriebe in der Region ihrer großen sozialen Verantwortung bewusst.
