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Kinder- und Jugendhospiz Balthasar verabschiedet die letzten Zivis

Olpe. Mit der Abschaffung der Wehrpflicht entfällt ab 2011 auch der Zivildienst – mit weitreichenden Konsequenzen für den sozialen Bereich. Auch im Kinder- und Jugendhospiz beenden in den kommenden Tagen die letzten beiden Zivildienstleistenden ihren Dienst. Wenn sie gehen hinterlassen sie eine große Lücke in der Versorgung der schwerkranken Kinder und Jugendlichen. Denn wie es in sozialen Berufen üblich ist, sind auch im Kinder- und Jugendhospiz Balthasar überwiegend Frauen beschäftigt. Für Jungs und männliche Jugendliche fehlen daher oft die passenden Bezugspersonen, so dass besonders sie in den Zivis schnell ihren “Lieblingsbetreuer” gefunden hatten.

Bisher hatte das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar vier Zivildienststellen in der Pflege und eine im haustechnischen Dienst, wobei es nie so ganz leicht war, engagierte junge Männer zu finden. Für die Arbeit mir sterbenskranken Kindern entscheidet sich jeder ganz bewusst, denn als Zivi im Kinderhospiz wird man umfassend in die Pflege mit einbezogen.
“Als ich auf der Suche nach einer Zivistelle war, hat mir eine Bekannte vorgeschlagen, mich im Kinderhospiz zu bewerben. Ich konnte mir das nicht vorstellen und wollte erst mal hospitieren. Dieser Schnuppertag hat meine Zweifel dann schnell beseitigt. Es ist alles so hell und freundlich hier, dass ich mich sofort wohl gefühlt habe”, sagt Sebastian, der letzte Pflege-Zivi im Balthasar. “Ich habe die Entscheidung nie bereut.”
Wie seine Kollegen in der Pflege beginnt auch Sebastian seinen Dienst mit der gemeinsamen Übergabe im Team. Dabei wird festgelegt, welcher Mitarbeiter sich um welches Kind kümmert. Waschen, duschen, baden, Essen reichen, sondieren, lagern, Windeln wechseln, ins Bett bringen, aber auch vorlesen, schwimmen, spielen, spazieren gehen, kuscheln, snoezeln oder toben gehören zu den vielseitigen Aufgaben des Zivis.

In der Hausmeisterei geht es zwar nicht um die unmittelbare Pflege und Versorgung der Kinder, trotzdem hatte sich ebenso Zivi Kai im Vorfeld über seinen künftigen Arbeitsplatz informiert. “Rückblickend kann ich sagen, dass diese Zeit für mich sowohl wertvoll als auch lehrreich war. Ich denke, dass ich auch menschlich etwas aus meiner Zeit im Hospiz mitnehmen kann. Die Arbeit mit und für die Kinder und Jugendlichen hat mir gezeigt, dass das Leben etwas sehr wertvolles ist und wie oft wir fahrlässig damit umgehen”, lasst er seinen sechsmonatigen Dienst Revue passieren.

Manchmal verändert ein Zivildienst sogar sämtliche bisherigen Zukunftspläne. Christian etwa hatte gerade seine Ausbildung zum Feinwerkmechaniker absolviert, bevor er als Zivi in der Pflege die Kinder und Jugendlichen betreute. Sein Zivilsdienst ist schon zu Ende, aber seine Mitarbeit im Balthasar-Team noch lange nicht. Anstatt in seinen alten Beruf zurückzukehren, unterstützt er die Arbeit im Hospiz nun als Pflegehelfer. Im Oktober fängt er dann eine Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger an. “Ich habe hier im Kinder- und Jugendhospiz gemerkt, wie viel Spaß mir der Umgang mit den Kindern macht, das hätte ich früher nie gedacht. Für mich war der Zivildienst richtungweisend dafür, wo ich überhaupt hin will und wie ich mir mein Leben vorstelle.”

Wie es nun künftig ohne Zivis weiter gehen wird, wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht genau. “Wir hoffen, dass wir künftig mehr Praktikanten oder junge Menschen im freiwilligen sozialen Jahr gewinnen können. Vielleicht birgt auch der geplante Bundesfreiwilligendienstes ganz neues Potenzial, weil sich dann Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und mit ganz verschiedenen Lebenserfahrungen engagieren könnten”, hofft Balthasar-Leiter Rüdiger Barth.

Ein bisschen bleibt aber die Befürchtung, dass es dann wieder mehr die Frauen sind, die sich für die Betreuung unheilbar kranker Kinder interessieren. Dabei wären die männlichen Bezugspersonen doch so wichtig.

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