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Sauerland-Tourismus: „Fracking – auf keinen Fall!“

Sauberes Trinkwasser ist das höchste Gut und das wertvollste Lebensmittel. „Durch Fracking wird es potenziell gefährdet“, warnt Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus. „Wir Touristiker sind von Natur aus kooperative und freundliche Typen. Bei Fracking-Befürwortern überlegen wir uns das.“

Touristischer Regionalverband unterstützt Energiewende / Voraussetzung bei allen Planungen: Erhalt der wertvollen Landschaft

„Um es klar zu sagen: Der Tourismus steht selbstverständlich hinter der Energiewende. Aber er wird nicht hinter allen Maßnahmen stehen, wenn sie ungesteuert und unabgestimmt ablaufen und das mühsam errichtete Image beim Werben um die Gunst der Besucher zerstören“, sagt Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus. Er bezieht damit Stellung zu den Herausforderungen, die die Suche nach neuen Formen des alternativen und regenerativen Energiegewinnens für die Natur- und Kulturlandschaft Sauerland mit sich bringt. Und während er in der Zuwendung zu regenerativen Energien – wenn sie planvoll und klug in Angriff genommen wird – einen wichtigen Schritt und eine echte Chance für die Region sieht, so erteilt Weber dem Fracking eine klare Absage: „Im Sauerland auf gar keinen Fall!“

Fachbeitrag zur Regionalplanung

Der Schutz der natürlichen Ressourcen ist den heimischen Touristikern eine Herzensangelegenheit, schließlich schöpft die Region daraus ihre Anziehungskraft. Dass auch das Sauerland und seine Menschen ihren Beitrag zur Energiewende und zur Suche nach neuen Möglichkeiten der Energiegewinnung leisten müssen, ist für Weber selbstverständlich. „Wir begrüßen und unterstützen die Energiewende, weil wir in künftig weitgehender Autarkie und Wertschöpfung in der Region Ziele sehen, die dem Lebensraum und dem Tourismus nützen“, erläutert Weber. „Aber wir brauchen dabei sauerlandweite, gut abgestimmte Lösungen.“

Darum wird der Sauerland-Tourismus eine wichtige Chance wahrnehmen, die ihm die Bezirksregierung Arnsberg jetzt bietet: Er wird gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern einen deutlichen Part für den Tourismus und die Lebensqualität der Bürger im sogenannten Fachbeitrag Wirtschaft formulieren, der die Potenziale, aber auch die Gefahren des Um- und Ausbaus in der Landschaft ausleuchtet. „Damit haben wir erstmalig die Chance, Teil der öffentlichen Planung für die Regionalentwicklung zu werden. Diese Chance werden wir nutzen, um die Kommunen zu sensibilisieren, gesamtsauerländisch zu denken und zu handeln, damit unser Erholungsraum für Bürger und Gäste nicht überformt wird.“

Moderne Biogasanlagen, Energie aus Wasserkraft und aus der Ressource Holz, fortschrittliche Energiekonzepte für ganze Dörfer oder gar Stadtgebiete – all das sind Entwicklungen, die der Tourismus aufmerksam beobachtet. Nicht ohne Eigennutz, schließlich gilt die Tourismusbranche durchaus als energieaufwändig, beispielsweise bei der Beleuchtung und Beheizung von gastronomischen Einrichtungen. „Gerade aus unserer gesellschaftlichen Verantwortung heraus ist uns das Thema so wichtig.

Wenn wir die Energiewende gemeinsam anpacken, werden wir unabhängiger, verdienen selbst das Geld, überfordern die Landschaft nicht und können das Wärmebedürfnis unserer Branche möglicherweise sogar besser steuern und bezahlbar halten.“ Das alles setze aber den weitgehenden Erhalt der wertvollen Landschaft voraus.

Keine Kompromisse in Sachen Fracking

„Natürlich werden wir bei der Energiewende auf allen Seiten Zugeständnisse machen müssen“, das weiß auch Thomas Weber. Die verschieden Formen des Energiegewinnens – ob nun aus regenerativen Quellen oder auf alternativen Wegen – haben ihre Vor- und Nachteile, das sei auch den Touristikern klar.

„Trotzdem unterscheiden wir hier zwischen weitgehend steuerbaren und planbaren Formen, wie zum Beispiel der Windkraft, und dem Fracking, einer absolut aggressiven und aus unserer Sicht kaum kontrollierbaren Methode.“ Die Erwägungen, auch im Sauerland mittels Fracking nach Erdgas zu bohren, machen Weber große Sorgen. „Unser wichtigstes Gut – das saubere, frische Trinkwasser – wird durch diese Methode potenziell gefährdet. Ein Sauerland, das touristisch mit dem Markenkern ‚kerngesund‘ für sich wirbt, und Fracking sind nicht miteinander vereinbar.“

Bei der kurz als Fracking bezeichneten geologischen Tiefbohrtechnik wird ein Flüssigkeitsgemisch mit teils giftigen Chemikalien in die Gesteinsschichten gepumpt, um das dort gespeicherte Erdgas zu lösen und fördern zu können. Eine Methode also, die Thomas Weber für höchst riskant hält. „Wie wollen die Energiekonzerne sicher ausschließen, dass jemals Gifte in unser Grundwasser und damit in das Trinkwasser gelangen? Ich denke, es ist unmöglich hierfür eine Garantie zu geben.“ Als Kulturlandschaft mit Waldgebirgskulisse schöpft das Sauerland seine Trümpfe aus den Naturressourcen; Einheimische wie auch Gäste schätzen die frische Luft, das grüne Panorama und eben das klare Wasser. Sensible Güter, die durch vielfältige Einflüsse beschädigt werden können, und für die die Sauerländer daher Sorge tragen müssen.

Weber: „Nicht auszudenken, wie sich eine mögliche Verschmutzung unseres Grundwassers durch von Menschenhand in die Erde gepumpte Gifte auswirken würde: Die Lebensqualität im Lebensraum Sauerland wäre dahin. Und touristisch gesehen wäre das ein Super-GAU. Es könnte passieren, dass Gäste das Sauerland dann weitläufig und über lange Zeiträume hinweg meiden würden.“ Weber will dabei nicht den Teufel an die Wand malen, sieht jedoch keinen Spielraum für weitere Abwägungen. „Bei Fracking kann es aus unserer Sicht nur heißen: ganz klar kontra. Die Risiken dieser Methode sind einfach nicht abschätzbar – darum lehnen wir sie ab.“

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