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Winterberg: Leben in der „Villa Kunterbunt“ als Alternative zum Pflegeheim

Winterberg. Demenz ist der häufigste Grund für Pflegebedürftigkeit und Versorgung in Pflegeheimen. Immer mehr Menschen leiden darunter. Sie stellt eine Herausforderung dar, sozial, gesundheitspolitisch und finanziell. Denn eine häusliche Pflege durch Angehörige ist schwierig, nicht selten unmöglich.

Doch es gibt Alternativen. In der Winterberger Hellenstraße 6 entstehen zurzeit Wohngemeinschaften für demenziell veränderte Personen. Das Konzept ist ebenso ungewöhnlich wie erfolgreich.

Zwei WGs mit je 350 Quadratmeter Wohnfläche für insgesamt 17 Menschen sind geplant. Mit einem großen Wohnzimmer, Küche, Esszimmer, Bad, Terrasse und Garten. Alles barrierefrei eingerichtet, familiär, wohnlich und mitten in der Stadt. Geschäfte, Ärzte, Apotheke und vieles mehr befinden sich in unmittelbarer Nähe.

Ähnlich wie Studenten leben auch demenziell veränderte Menschen gemeinsam meist günstiger – und vor allen Dingen besser. Wie in einer Familie und fast wie zuhause. Denn die Mieter dürfen mehr private Dinge mitbringen als in ein Heim. Fast alles was ihnen lieb ist: Möbel, Bilder, selbst Tiere sind erlaubt. Jeder richtet sein eigenes Zimmer ein. Auch in den Gemeinschaftsräumen befindet sich Persönliches. So sieht es oftmals aus wie in einer „Villa Kunterbunt“. Doch das schafft Orientierung, Sicherheit und gibt das Gefühl, zuhause zu sein. Unruhe, Desorientiertheit und Verhaltensweisen wie die Tendenz wegzulaufen rücken in den Hintergrund. Die Menschen fühlen sich wohl. Mutter oder Vater auf diese Weise gut versorgt zu wissen, ist auch für die Angehörigen eine Erleichterung.

Zwar können demenziell veränderte Menschen nicht mehr in ihrer eigenen Wohnung leben, doch die Wohngemeinschaft ermöglicht ihnen ein weitgehend selbstbestimmtes und selbstständiges Leben. Speziell geschulte Pflegekräfte versuchen, sie soweit es geht in den Alltag mit einzubeziehen. Wenn es die Persönlichkeit und der gesundheitliche Zustand zulassen, wird gemeinsam eingekauft, gekocht, geputzt oder gewaschen. Indem sie alltägliche Arbeiten verrichten, bleiben Fähigkeiten erhalten, die sonst verloren gehen würden. Auch die Freizeit gestalten alle gemeinsam.

Wichtig ist, die richtige Beschäftigung und Ansprache zu finden. Dazu tauchen die Pflegekräfte in die individuelle Lebenswelt des Mieters ein. Sie gehen auf ihn ein, lassen ihn seine Eigenheiten und Vorlieben so weit es geht ausleben und sagen was er für die Wahrheit hält, ohne ihn zukorrigieren. Rund um die Uhr ist professionell geschultes Personal zur Stelle. Mit Angehörigen arbeiten die Betreuer ebenso eng zusammen wie mit Ärzten oder Therapeuten. So kommt auf eine Wohngemein-schaft ein Bedarf an Pflege- und Betreuungskräften von acht bis zehn Personen.

Dennoch ist das WG-Leben mit regulären Leistungen des Sozialsystems zu finanzieren. Manchmal sogar leichter als ein Heimaufenthalt. Zu Miete und Haushaltsgeld kommen die Kosten für Betreuung und Pflege hinzu. Tragen lassen sich diese meist durch Leistungen von Kranken- und Pflegeversicherung, gegebenenfalls auch Hilfe zur Pflege und private Mittel. Die Mieter-Gemeinschaft, vertreten durch Angehörige und gesetzliche Betreuer, beauftragt als Auftrag-gebergemeinschaft alle Dienstleistungen einschließlich Pflege, die die betroffenen Mieter in der WG benötigen. Auch das kann Kosten sparen.

Vermieter der Wohngemeinschaft für demenziell veränderte Menschen ist die ALTER-nativ Wohnen GmbH Co KG aus Gelsenkirchen. Sie vermietet bereits 14 Wohngemeinschaften mit über 130 Mietern im Großraum Ruhrgebiet und hat 18 weitere Projekte in Planung, die innerhalb der nächsten zwei Jahre realisiert werden sollen.

Quelle: ALTER-nativ Wohnen GmbH Co KG

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