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Möhne näher an Mensch und Natur gerückt

Nach sechs Jahren zieht Life-Projekt Möhneaue positive Bilanz

Kreis Soest/Hochsauerlandkreis – Im Januar 2010 startete das Life-Projekt Möhneaue mit einem Spatenstich an der Möhne beim Haus Welschenbeck in Warstein-Belecke. Nach fast sechs Jahren intensiver Arbeit fällt das Fazit von Projektleiterin Stephanie Terren positiv aus: „70 Grundbesitzer, 20 Landwirte und 40 Unternehmen haben mit uns an einem Strang gezogen und dafür gesorgt, dass das Möhnetal als sprichwörtliches grünes Band im Mittelgebirge ein gutes Stück mehr liebenswert, lebenswert und erlebbar geworden ist.“

Die Maßnahmen im Rahmen des Projektes seien in jeder Hinsicht vielschichtig gewesen. Vor allem Akzeptanz bei der Bevölkerung sei Grundbedingung für eine gute Umsetzung gewesen. „Von Beginn an wurden aus diesem Grund alle Interessengruppen wie beispielsweise Anwohner, Landwirte oder Angler mit einbezogen. Dadurch ergab sich im Laufe der Zeit die Zusammenarbeit mit den Landwirten, ohne die der Erhalt der bunten Wiesen und Weiden nicht möglich wäre. Auch die Angelvereine vor Ort haben bei den einzelnen Maßnahmen tatkräftig mitgeholfen. Nicht zuletzt haben die beteiligten Kreise, Städte und Gemeinden durch das Einbringen ihrer Flächen und Mittel zum Erfolg des Projektes beigetragen“, resümiert Stephanie Terren. Auf über 100 Hektar wurden Maßnahmen umgesetzt, die auch schon die ersten Früchte tragen. Die Natur erobert die Möhneauen in den FFH-Gebieten zwischen Brilon (Höhe „Möhneburg“) im Hochsauerlandkreis und Möhnesee-Völlinghausen im Kreis Soest wieder. Auf 70 Hektar konnten artenreiche Wiesen und Weiden gefördert werden. Über die Hälfte dieser Flächen war vor Projektbeginn schon lange brach gefallen oder mit Fichten aufgeforstet worden. Nun blüht es wieder und seltene Falterarten wie zum Beispiel der Braunfleckige Perlmutterfalter haben wieder den Weg ins Möhnetal gefunden.

Das Life-Projekt Möhneaue hat das Möhnetal wieder zum sprichwörtlichen grünen Band im Mittelgebirge gemacht (Foto: Franz Reichenberger/FocusFoto).
Das Life-Projekt Möhneaue hat das Möhnetal wieder zum sprichwörtlichen grünen Band im Mittelgebirge gemacht (Foto: Franz Reichenberger/FocusFoto).

Gewässerbegleitend konnten auf elf Hektar wieder natürliche Laubwälder begründet werden. „So entsteht im Möhnetal wieder ein Nutzungsmosaik, das vielen unterschiedlichen Arten Raum bietet“, freut sich Stephanie Terren. Auch an die Möhne selbst wurde Hand angelegt, um die von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand zu erreichen. Unter anderem wurden 17 Hindernisse wieder durchgängig gestaltet, dabei auch mit dem Wehr in der Mühlheimer Schlacht und dem Dasselwehr zwei große Bauwerke. „Doch diese Arbeit hat sich gelohnt, die Groppe, ein kleiner Fisch, der auch kleiner Hindernisse nicht überwinden kann, hat seinen Weg möhneaufwärts wieder bis kurz vor Brilon geschafft“, berichtet Projektleiterin Terren.

Durch neu angelegte Schlaufen (Mäander) wurde die Möhne um mehr als zwei Kilometer verlängert und Gewässerstrukturen wie Flutrinnen angelegt und somit die Verbindung zwischen Gewässer und Aue wieder hergestellt. Bei Hochwasser kann die Hochwasserwelle nun wieder in die Aue, wo sie wo sie abgebremst und gepuffert wird, bevor es zu Hochwasserschäden im Siedlungsbereich kommt. Es konnten also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Denn Hochwasserschutz und Naturschutz ergänzen sich, wie dieses Beispiel zeigt.

Die Bürger sind eingeladen, im Möhnetal auf Entdeckungsreise zu gehen, um sich selbst ein Bild zu machen. Hier eine Radexkursion im Mai 2015 (Foto: Christoph Hester).
Die Bürger sind eingeladen, im Möhnetal auf Entdeckungsreise zu gehen, um sich selbst ein Bild zu machen. Hier eine Radexkursion im Mai 2015 (Foto: Christoph Hester).

Der Möhnetalradweg mit seinen Infostationen bietet jedem die Möglichkeit, sich selbst ein Bild zu machen. „Wir haben die Möhne näher an Mensch und Natur gerückt“, bringt es Stephanie Terren auf den Punkt. Doch dieses Angebot, das unter dem Motto „Nur was der Mensch kennt und liebt, wird er auch schützen“ steht, verbindet Stephanie Terren mit einem dringenden Appell, respektvoll mit der wieder zum Leben erweckten alten Kulturlandschaft umzugehen: „Bitte keine Abfälle, Hundehaufen und Stöckchen hinterlassen, denn nicht angeleinte Hunde sind im Naturschutzgebiet nicht erlaubt und solche Hinterlassenschaften erschweren die Pflege der Landschaft.“

Die Finanzierung dieses Projektes wurde getragen einerseits vom Life-Fonds der EU, andererseits vom Land NRW sowie einer Eigenbeteiligung der Projektpartner (Kreis Soest, Hochsauerlandkreis, Biologische Station im Hochsauerlandkreis, ABU – Biologische Station im Kreis Soest, Landschaftsinformationszentrum Wasser und Wald – LIZ – Möhnesee). Insgesamt investiert wurden 2,9 Millionen Euro.

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