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Oberbürgermeister Schulz übergibt historische Pläne des Hagener Hauptbahnhofs

Hagen – Zu den Aufgaben des Stadtarchivs gehört es, die in der städtischen Verwaltung nicht mehr benötigten Akten auf ihre Archivwürdigkeit zu prüfen. Derzeit läuft ein großes Projekt, bei dem mehrere zehntausend Bauordnungsakten überprüft werden. In diesem Zusammenhang wurden bei der Aktenkontrolle sieben Baupläne des Hagener Hauptbahnhofs aus dem Jahre 1907 gefunden. Kopien dieser historischen Dokumente hat Oberbürgermeister Erik O. Schulz am gestrigen Mittwoch an Bahnhofsmanagerin Dorothee Wasel übergeben.

Hagen erhielt Ende 1847 mit der Bahnlinie von Elberfeld nach Dortmund seinen Anschluss an das bestehende Eisenbahnnetz; im Jahre 1848 fuhr der erste Güterzug durch Hagen und seit dem 9. März 1849 war die Stadt mit dem Personenzug erreichbar. Dies machte den Bau eines Bahnhofsgebäudes notwendig. Dieser Bahnhof lag allerdings noch außerhalb der Ortschaft.

Die immer weiter anwachsende Industrie und das damit verbundene Verkehrsaufkommen machten bald den Bau eines größeren Bahnhofs nötig. Im Jahre 1875 war das neue und größere Empfangsgebäude fertiggestellt, wobei die Gleisanlagen erstmalig mit Schutzdächern ausgestattet wurden.

Quelle: Stadt Hagen
Quelle: Stadt Hagen

Der Ausbau von Wirtschaft und Handel sorgten dafür, dass wenige Jahre nach der letzten Erweiterungen des Hagener Hauptbahnhofs die Gleisanlagen bereits wieder zu klein waren. Daher beschäftigte sich zur Jahrhundertwende die Königliche Eisenbahndirektion Elberfeld mit dem Aus- und Umbau des Knotenbahnhofes Hagen. Neben dem Ausbau der Gleisstrecken wurde erneut ein neues und größeres Bahnhofsgebäude geplant und errichtet.

Nach einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren wurde das neue Empfangsgebäude am 14. September 1910 feierlich eingeweiht. Für das Gebäude wählte Regierungsbaumeister Walter Morin eine neobarocke Form. Das Empfangsgebäude wurde aus Ziegelsteinen errichtet und zum Teil mit Sandstein verkleidet, die dazwischen liegenden Flächen mit hellleuchtendem rotem Putz ausgefüllt. Diesen ursprünglichen Zustand kann man heute nach der Restaurierung wieder bewundern. Die Kosten für das neue Bahnhofsgebäude lagen bei rund 650.000 Reichsmark.

Die rechteckige Empfangshalle des neuen Bahnhofs besaß eine Länge von rund 50 Metern, eine Breite von 15 Metern sowie eine Höhe von 12 Metern und wurde durch eine schräg angelegte Sperre geteilt. Vor der Sperre befanden sich auf der rechten Hallenseite insgesamt 12 Billetschalter, zwei Diensträume und ein Buchhändlerstand. Zur linken Seite lagen die Gepäckannahme und Gepäckausgabe.

Quelle: Stadt Hagen
Quelle: Stadt Hagen

Hinter der Sperre befanden sich zur Linken die Abortanlagen. Geradeaus gelangte man zu den Wartesälen. Der prunkvolle Wartesaal der ersten und zweiten Klasse lag auf der rechten Seite. Er hatte fünf bis in die Decke reichende Fenster mit Korbbogenabschluss. Die Wandverkleidungen waren aus dunkelrotem gebeiztem Eichenholz. Dahinter lag noch ein Speisezimmer.

Quelle: Stadt Hagen
Quelle: Stadt Hagen

Der Wartesaal der dritten und vierten Klasse war deutlich schlichter und einfacher gestaltet. Die rechte Wand war mit einer Landkarte des Industriebezirkes Hagen im Maßstab 1:25.000 und einer Darstellung des Ruhrtales bedeckt. Hinter dem Wartesaal befand sich noch ein Nichtraucherzimmer. Die Wirtschafts- und Wohnräume des Bahnhofwirtes wurden im Keller eingerichtet. Eine Zentralheizung befand sich ebenfalls im Keller unter dem Wartesaal. Über dem Speisezimmer befanden sich weitere Diensträume.

Im Frühsommer 1911 wurde das Hauptfenster im Bogen über dem Eingang auf Betreiben von Karl Ernst Osthaus durch ein Glasgemälde ausgetauscht. Das Werk stammt von Jan Thorn Prikker (1868 bis 1932) und trägt den Titel „Die Huldigung der Gewerbe vor dem Künstler“.

Die auf dünne Leinwand aufgezogenen Pläne, die dem Stadtarchiv vorliegen, stammen aus dem Jahre 1907 und dokumentieren offenbar eine frühe Planung des Neuen Empfangsgebäudes. Einige der Pläne haben eine beachtliche Länge von 1,30 Meter. Studiert man die Plane genauer, fällt vor allem die völlig andersartige Gestaltung des Uhrenturmes auf. Aber auch im vorderen Bereich des Hauptgebäudes und bei den seitlich liegenden Nebengebäuden sind bauliche Unterschiede festzustellen. Baupolizeilich geprüft wurden die Pläne am 26. November 1907 durch den Hagener Stadtbaumeister Ewald Figge.

Ewald Figge (1876 bis 1949) war zu diesem Zeitpunkt erst ein gutes Jahr in den Diensten der Stadt Hagen. Er wurde im August 1906 zunächst als Stadtbaumeister im Hochbauamt angestellt. Mitte Mai 1908 wurde er dann von der Hagener Stadtverordnetenversammlung als Stadtbaurat an die Spitze der Bauverwaltung gewählt, eine Position, die er bis zum Frühjahr 1930 behielt. In dieser langen Dienstzeit war er für zahlreiche Bauvorhaben zuständig, die das Gesicht der Stadt zum Teil bis heute prägen. Die Hallenschule Altenhagen, das Stadttheater, die Cunosiedlung oder die alte Stadthalle sind nur einige Beispiele.

Das Äußere des Empfangsgebäudes hat die Zeiten relativ unverändert überstanden, während das Innere vor allem in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg immer wieder den sich verändernden Erfordernissen eines Hauptbahnhofs angepasst wurde.

Mit der Planung und dem Bau des neuen Empfangsgebäudes der Hagener Hauptbahnhofs erhielt die aufstrebende Großstadt Hagen ein angemessenes Eingangstor, das glücklicherweise bis heute Bestand hat.

Übrigens wurde der Hagener Hauptbahnhof am 16. August 1989 als erstes Gebäude in die Denkmalliste der Stadt Hagen eingetragen. Derzeit wird das Gebäude in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege in Anlehnung an den bauzeitlichen Zustand instandgesetzt.

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