Verschiedenes

Instabile Lieferketten kosten deutsche Wirtschaft 64 Milliarden Euro

Immer mehr Wirtschaftszweige leiden unter Knappheit bei der Materialversorgung. Instabile Lieferketten und eine in den letzten Jahren wachsende Abhängigkeit von Nationen wie China sind ein Grund hierfür. Um einen Konjunktureinbruch zu vermeiden, müssen Unternehmen kreativ werden und ihre Resilienz gegenüber instabiler Lieferketten stärken. Eine Möglichkeit ist der verstärkte Fokus auf den Gebrauchtmarkt.

Material- und Lieferengpässe: Gebrauchte Technik kann sie überbrücken

Die Konjunktur in Deutschland geriet in den letzten Monaten deutlich ins Stocken. Material- und Lieferengpässe machten Unternehmen branchenübergreifend zu schaffen. Plötzlich waren weder Neuwagen noch Laptops, Drucker und viele andere Waren nicht mehr verfügbar. 

Nicht nur für private Verbraucher, sondern für Unternehmen eine Geduldsprobe und echte Bedrohung für den Fortbestand. Können neu bestellte Gabelstapler beispielsweise nicht ausgeliefert werden, bleiben womöglich unzählige Tonnen Waren und Güter in Lagern, an Flughäfen oder anderen Logistik-Spots unbewegt. Die Hubhilfen sind eine elementare Unterstützung im Handwerk, Bauwesen, der Lebensmittelbranche oder im Handel. Fehlen sie, ist die ohnehin durch den Fachkräftemangel weniger werdende Manpower gefragt.

Unternehmen mussten unweigerlich reagieren, um eine größere Resilienz gegenüber den instabilen Lieferketten zu schaffen. Viele von ihnen setzen beispielsweise auf den Zweitmarkt und erwerben ihre Diesel- oder Elektrostapler gebraucht. Wer nicht voreilig investieren wollte, setzte auf ein Überbrückungsmodell der anderen Art: Mietstapler. Auf einem Online-Marktplatz wie Supralift können Kunden nicht nur Stapler gebraucht erwerben, sondern auch Modelle mit verschiedenen Antriebsarten oder Hubeigenschaften mieten.

Deutsche Wirtschaft verliert ca. 64 Milliarden durch Lieferengpässe in nur einem Jahr

Dass Kreativität und Handlungsinitiative eine wachsende Resilienz gegen Lieferengpässe ist, zeigen die Zahlen der Hans-Böckler-Stiftung: Von Jahresbeginn 2021 bis Sommer 2022 büßte die deutsche Industrie 64 Milliarden Euro durch Lieferengpässe ein.

Am meisten betroffen davon war die in Deutschland starke Automobilbranche mit ca. 31 Milliarden. Zwar lagen gute Verkaufszahlen vor, doch sie konnten durch fehlende Bauteile (vor allem Halbleiter) nicht realisiert werden. 

Durch den Mangel an Neuwagen-Verfügbarkeiten kam es auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu einem wahren Kampf um die begehrten Fahrzeuge. Die Folge waren Rekordpreise bei den Fahrzeugen aus zweiter Hand. 2022 kletterten sie im Vergleich zu 2021 noch einmal um mehr als 19 Prozent. Vor allem kraftstoffsparende Klein- und Mittelklassewagen waren äußerst begehrt. Doch auch besonders alte Fahrzeuge wurden den Händlern aus den Händen gerissen. Die Engpässe bei den Lieferketten für Ersatzteile machte auch sie zu begehrten und oftmals teuren Jagdobjekten für Händler und Privatkäufer.

Der Engpass geht uns alle an: Diese Auswirkungen haben instabile Lieferketten auf Verbraucher

Instabile Lieferketten sorgen für Unmut bei Unternehmen und Verbraucher.
Foto: ARKM Bildarchiv

Nicht nur Unternehmen sind direkt von den Lieferengpässen betroffen, sondern vor allem die Verbraucher. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, sodass weniger Waren höhere Einkaufspreise für Unternehmen bedeuten. Diese geben sie erfahrungsgemäß an die Endkunden weiter, sodass auch sie an Kühltheke und Co. draufzahlen.

Zusätzlich müssen Verbraucher länger auf ihre bestellten Waren warten und deutlich mehr Planungsaufwand betreiben. Kommt beispielsweise die dringend benötigte Waschmaschine nicht wie eigentlich gewohnt in wenigen Tagen, müssen unkomfortable Alternativen gefunden werden. Noch prekärer wird die Situation, wenn das bestellte neue Fahrzeug nicht ausgeliefert werden kann. Sollte es zur Beförderung des Nachwuchses zur Schule und anderen Freizeitaktivitäten oder für den Weg zur Arbeit genutzt werden, ist logistisches Organisationstalent gefragt.

Für Unternehmen haben die fragilen Lieferstrukturen noch deutlichere Auswirkungen, die zeitverzögert auch Verbraucher zu spüren bekommen. Können bestehende Aufträge beispielsweise aufgrund des Materialmangels nicht abgearbeitet werden, gibt es nicht nur weniger Produkte auf dem Markt. Auch die Arbeitsplatzsicherheit könnte in Gefahr geraten. Auftragsbücher, die eigentlich voll sind und nicht realisiert werden können, bringen erfahrungsgemäß keine oder nur anteilige Umsätze. Langfristig kann ein Unternehmen jedoch nur dann erfolgreich wirtschaften, wenn die Einnahmen die Ausgaben übersteigen. Fehlen allerdings die Einnahmen durch realisierte Aufträge, können Personal- und Unterhaltskosten schnell zu einer Überbelastung und damit zur unternehmerischen Schieflage führen.

Auch 2022 haben die wachsenden Lieferengpässe zehntausende Arbeitsplätze gekostet, vor allem in der Automobil- und Logistikindustrie. Um künftig weniger anfällig für fragile Lieferstrukturen zu sein, denken viele Unternehmen um und suchen auch bei vermeintlicher Lieferkettensicherheit nach Second-Sources-Lösungen als Backup.

Veröffentlicht von:

Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche
Alexandra Rüsche gehört seit 2009 der Redaktion Südwestfalen-Nachrichten an. Sie schreibt als Journalistin über regionale Themen und besondere "Landmomente". Alexandra ist Mitglied im DPV (Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V.). Sie ist über die Mailadresse der Redaktion erreichbar: redaktion@suedwestfalen-nachrichten.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich willige ein, dass meine Angaben aus diesem Kontaktformular gemäß Ihrer Datenschutzerklärung erfasst und verarbeitet werden. Bitte beachten: Die erteilte Einwilligung kann jederzeit für die Zukunft per E-Mail an datenschutz@sor.de (Datenschutzbeauftragter) widerrufen werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"