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Mittelalterliche Baukunst flößt Ehrfurcht ein

Herbstsitzung der Heimatvereine und der Ortsheimatpfleger in der Soester Dombauhütte

Soest – Eine Dombauhütte als Tagungsort für Heimatpfleger kann es in NRW nur in Köln oder Soest geben. Allein deshalb war dieser Ort schon etwas Besonderes für die Teilnehmer der Herbstsitzung der Heimatvereine und der Ortsheimatpfleger des Kreises Soest am Freitag, 24. Oktober 2014. Da die Dombauhütte zudem die Wiesenkirche und damit die schönste gotische Kirche Deutschlands betreut, hatte Kreisheimatpfleger Peter Sukkau schon damit gerechnet, dass der Vortragssaal aus allen Nähten platzen würde.

Peter Sukkau berichtete mit Hilfe in einer ausgiebigen Präsentation über die (fast) abgeschlossenen Arbeiten zum Projekt „Kulturlandschaft Hellweg“ und bedankte sich dabei einmal mehr bei den vielen ehrenamtlichen Erfassern von über 400 Kulturlandschaftsobjekten. Eine Inventarisierung von Kulturlandschaftselementen und Kleindenkmalen gebe es in Deutschland bereits an anderen Stellen. Dieses Projekt münde aber auch in der Herausgabe eines 160 Seiten starken Erlebnisführers und die Ausschilderung in der Örtlichkeit mit 93 Objekt-Stationen, sowie einer Präsentation im Internet auf der Homepage des Kreises Soest (www.kreis-soest.de/kulturlandschaft).

Dombaumeister Jürgen Prigl als Hausherr gab einen ausführlichen Überblick über die handwerklichen Arbeiten eines Steinbildhauers an der Wiesenkirche. Bei seinem Vortrag merkte man Prigl an, dass sein Beruf auch Berufung ist. Die Fertigstellung des Südturmes bis ins Jubiläumsjahr 2013 war nach den Angaben Prigls mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nur möglich, weil während der langjährigen Renovierungen intelligentere Arbeitsmethoden entwickelt werden konnten. Wenn alles klappe und weiterhin die versprochenen Gelder flössen, solle der nun eingerüstete Nordturm in sieben Jahren fertig gestellt sein.

Auf dem Turmgerüst am Eingang zum Dachboden erläuterte Dombaumeister Jürgen Prigl die Arbeiten am erneuerten Südturm (Foto: Anja Heymann).
Auf dem Turmgerüst am Eingang zum Dachboden erläuterte Dombaumeister Jürgen Prigl die Arbeiten am erneuerten Südturm (Foto: Anja Heymann).

Das i-Tüpfelchen des Nachmittags war der Besuch des Dachbodens des Kirchenschiffes in 25 Metern Höhe. Hier erhebt sich noch einmal der imposante saalähnliche Dachstuhl 15 Meter höher. Während der Laie nur ein Gewirr von Eichenbalken sieht, steht der Sachkundige staunend und voller Ehrfurcht vor dem Ergebnis der Baukunst aus dem 14. Jahrhundert. Hier oben sieht man auch tonnenschwere Mauern, die nur von den Jochbögen getragen werden, die die immensen Kräfte auf die vier grazilen Bündelpfeiler im Kirchenraum umlenken. „Statisch kann man solch eine Baukunst gar nicht berechnen“, sagt Prigl. „Aber es hält eben schon sechs Jahrhunderte und trotzte auch den Bombennächten im Zweiten Weltkrieg.“ Bei einigen der fachkundigen Beobachter fiel das Wort: „Wahnsinn!“

Der riesige Dachraum über dem Kirchenschiff ist ein faszinierender Anblick und zeugt von der hohen Baukunst des 14. Jahrhunderts (Foto: Anja Heymann).
Der riesige Dachraum über dem Kirchenschiff ist ein faszinierender Anblick und zeugt von der hohen Baukunst des 14. Jahrhunderts (Foto: Anja Heymann).

Dort oben lag auch lange Jahre nach der Reformation die thronende Madonna, die dann im Jahre 1661 nach Werl gebracht wurde und heute das Ziel vieler Pilger ist. Die evangelischen Soester tilgten damals mit der Abgabe des „nicht mehr benötigten“ Gnadenbildes ihre Schuld wegen eines Jagdfrevels.

Für die Frühjahrssitzung 2015 konnte Kreisheimatpfleger Sukkau bereits den genauen Termin bekannt geben. Diese findet statt am Freitag, 17. April 2015, in Bad Sassendorf in der Kulturscheune des Haullenhofes. Bis dahin wird auch die dortige Ausstellung „Salzwelten“ fertig sein.

Jürgen Prigl erläutert den staunenden Zuhörern die Kirchenbaukunst des 14. Jahrhunderts (Foto: Anja Heymann).
Jürgen Prigl erläutert den staunenden Zuhörern die Kirchenbaukunst des 14. Jahrhunderts (Foto: Anja Heymann).

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